Ex-Schwimmstar Helge Meeuw wird es in der Elbestadt als Familienvater und Medizinstudent auch nach dem Karriereende nicht langweilig Meeuw: "In Magdeburg hat man alles, was man braucht"
Von Erik Schmidt
und Sebastian Hoffmann
Magdeburg l Helge Meeuw hat es sich bequem gemacht. An diesem regnerischen Wintertag sitzt er sichtlich entspannt mit übergeschlagenen Beinen in einem Magdeburger Café und trinkt einen heißen Cappuccino. Er schaut nur selten auf sein Handy. Man könnte meinen, der letztjährige Olympiateilnehmer, der zum Jahreswechsel sein Karriereende bekanntgab, lässt es nun ruhiger angehen. Doch wirklich entspannen, das kann der 28-jährige Schwimmstar auch in diesem Moment nicht.
Der Terminkalender des ehemaligen Europameisters kennt nach wie vor nur wenige Lücken. Langeweile kommt da selten auf: "Ruhe bedeutet für mich, das Handy auszumachen, Zeit mit meiner Familie zu verbringen und alles andere zu ignorieren", erzählt der gebürtige Wiesbadener. Doch galt es über Jahre hinweg neben dem Familienleben, der zweijährigen Tochter und dem Sport auch noch ein Medizinstudium zu bewältigen. Alles mit bestem Gewissen zu erledigen, glich oftmals einer Herkulesaufgabe und viel Geschick: "Es ist immer ein Jonglieren mit Prioritäten gewesen, bei denen man auch viele Opfer bringen musste."
Doch Helge Meeuw kannte es über Jahrzehnte nicht anders. Über 13 Jahre schwamm er professionell, im Jahr 2006 schrieb er sich nebenbei noch an der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität für das Studium der Humanmedizin ein. Seit zwei Jahren ist er stolzer Vater einer Tochter. "Ich glaube, es ist ganz natürlich, dass der Mensch etwas zu tun hat", sagt Helge Meeuw und vermittelt den Eindruck, dass ihn das Ganze mehr vergnügt als belastet.
Einzig die vielen Termine können des Öfteren schon einmal stressig sein. Ansonsten mag er es eher ruhiger. Im Wasser konnte er in eine andere Welt abtauchen, konnte abschalten und war für sich, auch beim Lernen verbringt er viel Zeit allein. Er führt kein klassisches Studentenleben. Wilde Studentenpartys sind nichts für ihn. Wenn die Kommilitonen große Partys feiern, verbringt er lieber Zeit mit seiner Familie. In Wettbewerbsphasen besaß der Sport immer den höchsten Stellenwert. Im letzten Olympiajahr war ich insgesamt 15 Wochen nicht zu Hause, erzählt der 28-Jährige. Ehefrau Antje Buschschulte, einst ebenso erfolgreiche Schwimmerin, weiß, worauf es ankommt, und gab Helge Meeuw Rückendeckung.
Für die nun folgende Zeit nach der Sportlerkarriere rüstet er sich bereits mit seinem Studium. Nicht nur das Interesse für Medizin hat er von seinen Eltern förmlich in die Wiege gelegt bekommen. Beide waren sowohl erfolgreiche Schwimmer als auch Ärzte. Dass auch seine Tochter später automatisch im Wasserbecken landet, ist nicht gesagt. "Wir werden versuchen, ihre Interessen zu fördern, jedoch muss es nicht zwangsläufig der Schwimmsport sein. Sollte es doch so kommen, hätte sie stets großen Druck, um an die Erfolge der Familie anzuknüpfen", erzählt Helge Meeuw.
Das Studium wird aller Voraussicht nach noch ein paar Jahre in Anspruch nehmen. Auch darüber hinaus kann er sich eine Zukunft in Magdeburg gut vorstellen: "Hier hat man alles, was man braucht."
Den Text haben Studenten der Universität Magdeburg im Rahmen eines von der Volksstimme betreuten Seminars geschrieben.