Deutsche-Bahn-Tochter geht bei Ausschreibung von Strecken leer aus / Konkurrent Abellio will Mitarbeiter für mitteldeutsche Netze übernehmen Betriebsrat warnt vor Verlust von 900 Stellen bei DB-Regio
Magdeburg/Halle l Für die Deutsche-Bahn-Tochter ist das ein Schlag: Konkurrent Abellio darf künftig das Netz Saale-Thüringen-Südharz (STS) und voraussichtlich auch das S-Bahnnetz Teil 2 (MDSB II) im Raum Halle betreiben. Für die STS-Strecken kassiert das Unternehmen zwischen 2015 und 2030 von den Ländern Sachsen-Anhalt und Thüringen gut 800 Millionen Euro, sollten MDSB-Schienen noch hinzukommen, wären es noch mal rund 123 Millionen Euro mehr.
Bei der DB-Regio, die wohl viele Züge aufs Abstellgleis stellen muss, stellt sich die Frage, was aus den 940 Beschäftigten wird. Der Betriebsratsvorsitzende der Bahn-Tochter, Manfred Ohme, warnte bereits vor dem Verlust von insgesamt 900 Arbeitsplätzen. "Der Zuschlag für Abellio beim STS-Netz bedroht 450 Stellen, weitere 450 wären gefährdet, wenn für die DB-Regio auch die MDSB-Strecken wegfallen", sagte er der Volksstimme.
Die geplante Vergabe des S-Bahn-Netzes an Abellio im Raum Halle hat DB-Regio immerhin angefochten. Bei der zweiten Vergabekammer am Landesverwaltungsamt in Halle stellte sie einen Nachprüfungsantrag. Ausschreibungs-Sieger Abellio versucht nun, zu beschwichtigen. Der Volksstimme teilte das Unternehmen mit, es schaffe für den Betrieb des STS-Netzes 350 neue Arbeitsplätze ab 2015. Gesucht würden unter anderem Triebfahrzeugführer, Kundenbetreuer und Mechatroniker. Wörtlich hieß es: "Sehr gerne werden wir Bahn-Mitarbeiter übernehmen und ihnen auch eine langfristige berufliche Perspektive in unserem Unternehmen anbieten."
Wer zu dem Tochterunternehmen der niederländischen Staatsbahn wechselt, soll angeblich auch finanziell keine größeren Einschnitte erleiden. Seit 2008 sei bereits die Eisenbahn und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Tarifpartner der Abellio. Das Unternehmen zahle "zu 100 Prozent das Niveau der DB-Löhne und zu 100 Prozent das Niveau des GDL-Tarifvertrages". Mit der Lokführer-Gewerkschaft besteht zwar bislang kein Vertragsverhältnis, doch das liege lediglich daran, dass die meisten Beschäftigten in der EVG organisiert seien. Wie Abellio weiter mitteilte, sei das Interesse von Bahn-Mitarbeitern an Stellen bereits groß.
Offen bleibt, wieviele Beschäftigte das Unternehmen für das S-Bahnnetz im Raum Halle einstellt, sollten sie auch diese Ausschreibung für sich entscheiden.