Hochschulpolitiker wertet die Förderung als Konstruktionsfehler / Rektoren verteidigen sie Dem Deutschlandstipendium fehlen die Geldgeber
Magdeburg l Mit dem Deutschlandstipendium will die Bundesregierung eine neue Form der Studienförderung etablieren: Unabhängig vom sozialen Status werden leistungsstarke und sozial engagierte Studenten von Bund und privaten Sponsoren unterstützt. Zwei Jahre nach dem Start ist das Konstrukt bei Hochschulpolitikern in Sachsen-Anhalt aber umstritten. Denn das Angebot wird längst nicht ausgeschöpft.
286 Stipendien wurden im vergangenen Jahr vergeben. Damit ist die Zahl im Vergleich zu 2011 (163) zwar um mehr als die Hälfte gestiegen. Allerdings standen vom Bund Gelder für rund 530 Studenten zur Verfügung. Das Problem sind die privaten Sponsoren: Pro Stipendium müssen sie die Hälfte der monatlichen Finanzspritze von 300 Euro aufbringen. Für das Anwerben sind die Hochschulen zuständig.
"Ich bin nicht überzeugt, dass das Deutschlandstipendium ein Erfolgsmodell für Sachsen-Anhalt wird", sagt Katja Pähle, hochschulpolitische Sprecherin der SPD. Claudia Dalbert von den Grünen stimmt ihr zu: "Uns fehlen große Unternehmen, die solche Förderung stemmen können." Hendrik Lange (Linke) spricht von einem "Konstruktionsfehler". Statt einzelne Studenten zu unterstützen, solle man lieber in die Breite fördern und das BaföG erhöhen, sagt er.
Nur der hochschulpolitische Sprecher der CDU, Ulrich Thomas, hält das Konstrukt für eine "tolle Geschichte". Man müsse ihm nur mehr Zeit einräumen. Er glaubt, dass Unternehmen so Fachkräfte gewinnen können. Zwar sind die Stipendiaten nicht zu Praktika beim Förderer verpflichtet. Doch die Hochschulen bringen sie zumindest zusammen, etwa bei Sponsorenabenden.
Der Chef der Landesrektorenkonferenz, Armin Willingmann, ist auch überzeugt vom Deutschlandstipendium. Er verweist auf die gestiegene Zahl an Stipendien. Um mehr Sponsoren zu gewinnen, müssten die Hochschulen ihm zufolge Kollegen motivieren, Kontakte in die Wirtschaft stärker zu nutzen. Auch der Rektor selbst müsse Firmen ansprechen.
An der Hochschule Harz, wo er Chef ist, funktioniert das hervorragend: Dort wurden zuletzt alle 33 möglichen Stipendien vergeben. An der Magdeburger Universität waren es nur 76 von 137. Rektor Jens Strackeljan führt das darauf zurück, dass viele Firmen schon bei anderen Förderprogrammen mitmachen, wie bei der IHK-Stipendieninitiative. "Unternehmen nutzen Stipendien primär zur Nachwuchssicherung. Das will und kann das Deutschlandstipendium nicht leisten."