Fußballverband sperrt Spielbetrieb vom SV Rathmannsdorf Schiefe Latte wird zum Eigentor
Rathmannsdorf. Der Sportverein Rathmannsdorf darf auf seinem Rasen nicht mehr spielen. Der Kreisfachverband Fußball sperrte das Spielfeld, weil die Torpfostenlänge nicht den Regeln des Deutschen Fußballverbandes entspricht. Inzwischen beschäftigt sich das Oberlandesgericht mit dem Thema.
Es könnte alles so schön sein. Der kleine Sportverein Rathmannsdorf (Salzlandkreis) spielt mit seiner einzigen Mannschaft in der Salzlandliga, steht dort recht gut im Mittelfeld der Tabelle. Es ist die höchste Spielklasse des Kreisfachverbandes Fußball (KFV) Salzland. Und trotz seiner nur 600 Einwohner erreichte der SVR bislang bei Heimspielen Zuschauerzahlen von durchschnittlich 100 - und gehört damit zur Spitze in jener Statistik.
Doch damit scheint es vorerst vorbei. Denn obwohl die 2008 sanierte Sportanlage am Köx mit ihrem neuen Rasen eine Augenweide ist, dürfen seit der laufenden Rückrunde keine Pflicht- und Punktspiele darauf stattfinden. Das entschied der KFV. Denn die Tore entsprechen nicht der Norm des Deutschen Fußballverbandes (DFB). Und weil das so ist, streiten sich die Rathmannsdorfer Fußballer vor Gericht mit der Firma, die den Platz vor fünf Jahren sanierte.
2008 wurde die Stolperwiese mit Stadt-, Förder- und Eigenmitteln des Vereins saniert. 23000 Euro hat das gekostet, ein Drittel brachte der Verein durch die Mitglieder und Sponsoren auf.
Der Platz wurde seit 2009 wieder bespielt, rechtzeitig zum 90-jährigen Bestehen des Fußballvereins. Der Verein hat den Platz vor vier Jahren nicht abgenommen, obwohl er Auftraggeber war. Das hatten Vertreter der Stadt Staßfurt übernommen, weil diese auch für die Fördermittel - 15000 Euro - verantwortlich zeichneten. Derzeit hält man sich im Rathaus gegenüber der Volksstimme mit Verweis auf das schwebende Verfahren bedeckt.
Noch am 15. September 2009 schickte Vereinsvorsitzender Peter Frey ein vom KFV abgefordertes Protokoll, in dem die vorgegebenen Maße bestätigt wurden, erklärt Klaus Beier, Geschäftsführer des KFV. "Doch in diesem Jahr fiel auf, dass die Tore schief sind", erinnert sich Beier. Und beim nochmaligen Messen zeigte sich: Die Torpfosten sind unterschiedlich lang. Statt der vom DFB vorgegebenen 2,44 Meter je Pfosten misst eine Seite 2,46 und die andere 2,52 Meter. Damit liegt die Querlatte auch nicht parallel zum Spielfeld. Am 31. Januar dieses Jahres musste Vereinsvorsitzender Peter Frey eine Verfügung unterschreiben, in der der KFV den Platz für den Spielbetrieb sperrte. Seit dem finden die Rathmannsdorfer Heimspiele in Staßfurt statt, mit der Folge, dass die Zuschauerzahl abnahm und damit auch die Vereinseinnahmen. "Statt der 100 bis 120 kommen jetzt nur noch 30 Zuschauer", ärgert sich Frey über die Einbußen.
Seit 2009 streitet sich der Verein vor Gericht mit der Schönebecker Firma, die den Auftrag zur Sanierung bekommen hatte. Erst ging es um Fehlstellen im Rasen, jetzt um ein Gefälle im Spielfeld. Frey sagt, der Verein könne keine regelkonformen Tore aufbauen, weil der Platz eine Neigung mit einem Höhenunterschied von 40 Zentimeter von einer Seitenlinie zur anderen hätte. Inzwischen wird vor dem Oberlandesgericht in Naumburg verhandelt, der nächste Termin ist für den 1. Juli anberaumt.
"Man könnte mal in die eine, mal in die andere Richtung spielen ..."
Reinhard Schäfer, Prokurist bei der Schönebecker Firma, erklärt auf Anfrage, dass ein so genanntes Pultdachgefälle vertraglich vereinbart gewesen sei. "Der Platz hatte vorher eine Neigung, die auch der Entwässerung dient", so Schäfer. Im Übrigen seien die Tore vom Verein aufgestellt worden. "Und dabei hat man die Querlatte nicht parallel zur Spielfläche aufgebracht, wie es in den DFB-Regeln steht", so Schäfer. Bisher sahen das auch die Gerichte so und entschieden im Sinne der Firma, die im vergangenen Jahr 34 Plätze saniert und 13 neu gebaut hat. Der Rechtsstreit sei einmalig in der Firmengeschichte.
"Wir als Vorstand sind auch nicht erpicht darauf, uns vor Gericht herumzutreiben", sagt Frey. "Aber wenn der Fußballverband Sachsen-Anhalt sagt, der Platz entspricht nicht den Regeln, dann können wir einfach nicht anders." Da helfe selbst die Meinung nicht, dass beide Mannschaften mal in die eine und dann in die andere Richtung spielen.
Frey, seit fast drei Jahrzehnten Vorsitzender des SV Rathmannsdorf, will das nicht hinnehmen. "Ältere Sportfreunde können schwören, dass sich der Platz nie so geneigt hat", bleibt er bei seiner Meinung, dass an einer Gewährleistungspflicht der Firma nicht zu rütteln ist. Eine Rechtsschutzversicherung des Vereins trägt den Gang vors Gericht. "Selbst wenn wir erneut scheitern sollten, was ich natürlich nicht hoffe, haben wir als Verein keine Nachteile", so Frey. Dann habe man aber selbst alles versucht. Und dann müsse sich die Stadt kümmern, dass der Platz wieder regelkonform nutzbar gemacht werde.
Wie KFV-Präsident Markus Scheibel auf Volksstimme-Anfrage erklärte, würde der Verband den Platz wieder freigeben, wenn alle Torpfosten 2,44 Meter hoch sind und die Querlatte parallel zum Spielfeld liege. "Wenn das nach unserer Prüfung erfüllt ist, ist die Neigung des Platzes nebensächlich", so Scheibel.