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Polizei steht nach dem explosiven Fund auf Rübeland-Bahnstrecke vor einem Rätsel Wer legte die Panzerfaust aufs Gleis?

Von Tom Koch 04.09.2013, 01:11

Blankenburg l Nachdem ein Güterzug der Rübelandbahn eine Panzerfaust aus dem Zweiten Weltkrieg überfahren hat, ermittelt die Polizei, ob es sich dabei um einen Anschlag oder die Tat von Waffensammlern handelt. Eines steht fest: Die explosive Waffe war noch funktionstüchtig.

Bahnkilometer 7,2 auf der Rübelandbahn bei Blankenburg (siehe Karte). Eine Panzerfaust aus dem Zweiten Weltkrieg liegt auf dem Gleis. Am Sonnabend gegen 6.50Uhr entdeckt der Lokführer, der den Güterzug bergan in Richtung Rübeland fährt, den Gegenstand zwischen den Schienen und bremst sofort. Der mehrere hundert Tonnen schwere Zug kann aber nicht mehr rechtzeitig stoppen. Die Detonation der nach fast 70Jahren noch immer funktionsfähigen Waffe bleibt jedoch aus.

Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes untersuchen die stark verrostete Panzerfaust. Welches Modell die Waffe ist, das ist auch am Dienstagabend noch unklar. Fest steht jedoch, so Polizeisprecher Andreas von Koß zur Volksstimme, das Geschoss war mit explosivem Sprengstoff gefüllt. Fotos gibt die Staatsanwaltschaft indes weder vom Fundort auf dem Gleis noch von der Weltkriegswaffe zur Veröffentlichung frei. Die Justizbehörde erteilt dem privaten Bahnunternehmen und dem Eigentümer des Schienennetzes einen Maulkorb: Keine Auskünfte an die Presse.

Holger Beesch, Bereichsleiter der Havelländischen Eisenbahn, die auf der Rübelandbahn-Strecke Kalktransporte fährt: "Wir sind angewiesen worden, uns nicht zu äußern." Ähnlich antwortet mit Bernd Röwert der Sprecher der Goslarer Fels-Werke, die im Harz in Tagebauen Kalk gewinnen. Fels hat 2005 die knapp 18Kilometer lange Bahntrasse übernommen und lässt darauf deutlich mehr als eine Million Tonnen Kalk pro Jahr abfahren.

Blankenburgs Vize-Bürgermeister Joachim Eggert beklagt gegenüber der Volksstimme, erst jetzt von diesem Zwischenfall erfahren zu haben: "Ich bin erschüttert, wir machen uns ernsthaft Sorgen." Auch deshalb, weil es jährlich bis zu 15touristische Fahrten mit Sonderzügen auf dieser Strecke gibt. Allerdings nicht an dem Wochenende mit dem Panzergranaten-Fund.

Eggert erinnert daran, erst im Vorjahr hat es einen Brandanschlag auf das gerade sanierte Blankenburger Freibad gegeben. Ob die zwischen die Schienen gelegte Panzerfaust eine vergleichbare Tat ist?

Ein Anschlag auf die Rübelandbahn? Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Wegen des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr. Der Fährtensuchhund, der am Wochenende im Einsatz war, hat den Beamten nicht weiterhelfen können. Auch drei Tage nach dem explosiven Fund gibt es noch keine heiße Spur.

Wie die Volksstimme aus Polizeikreisen erfuhr, soll es sich jedoch nicht um einen Anschlag auf die Rübelandbahn gehandelt haben. Vielmehr gehen die Ermittler bislang davon aus, dass ein Waffensammler - vielleicht weil er entdeckt wurde - die Panzerfaust kurzerhand aufs Gleis gelegt hat.