Frühaufsteherkampagne soll beendet werden Sozialdemokraten wollen die Sachsen-Anhalter ausschlafen lassen
Magdeburg l Die Landes-SPD will die Imagekampagne "Wir stehen früher auf" abschaffen. Beim Landesparteitag am Sonnabend in Quedlinburg wurde mit großer Mehrheit ein Antrag beschlossen, die Kampagne "unverzüglich zu beenden, um einen noch größeren Imageschaden des Landes zu verhindern".
In der Begründung heißt es unter anderem: Ist es nicht schon traurig genug, dass tagtäglich tausende Pendler zu früher Stunde auf den Beinen sind, um ihre Arbeitsplätze per Bahn, Bus und Auto zu erreichen? Bedarf es dazu noch einer Millionen Euro teuren Kampagne?" Und: "Es ist wohl kaum förderlich, sich mit seinen Schwächen zu brüsten und damit bundesweit hausieren zu gehen." Kurzum: Der Slogan müsse abgeschafft und durch ein "handfestes Image" ersetzt werden.
Die SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Katrin Budde sagte am Montag: "Die Kampagne ,Wir stehen früher auf!\' war von Beginn an umstritten und ist es bis heute. Denn viele Menschen fühlen sich darauf reduziert, dass ihr Wecker früher klingelt. Andererseits brauchen wir eine Marketingkampagne für Sachsen-Anhalt. Diese muss sich eher auf die Stärken und Vorzüge des Landes beziehen, schließlich haben wir Einiges zu bieten. Den passenden Slogan überlasse ich den Marketingfachleuten."
CDU-Fraktionschef André Schröder betonte: "Die Kampagne ist mehrfach prämiert worden. Sie war bisher erfolgreich und ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt."
Regierungssprecher Matthias Schuppe erklärte: "Der nach wie vor polarisierende Slogan ,Wir stehen früher auf\' hat sich etabliert. Er ist neben dem baden-württembergischen Claim "Wir können alles außer Hochdeutsch" deutschlandweit der bekannteste Werbespruch eines Bundeslandes." Grundgedanke der Kampagne sei nicht die Uhrzeit des morgendlichen Aufstehens. "Vielmehr steht der Spruch für die Geisteshaltung der Sachsen-Anhalter, ihrer Zeit voraus zu sein und sich mit Engagement und Tatendrang einzubringen."
Die Opposition im Landtag begrüßte den Parteitagsbeschluss der SPD. Linken-Fraktionschef Wulf Gallert sagte, er habe die Kampagne immer schon sehr skeptisch gesehen: "Damit wird kein Werbeeffekt erzielt." Berufspendler müssten die Kampagne als zynisch empfinden.
Grünen-Fraktionschefin Claudia Dalbert sagte: "Die SPD-Fraktion hätte schon zweieinhalb Jahre Zeit gehabt, dieser unglücklichen Landeskampagne ein Ende zu bereiten. Gut, dass die Partei ihr jetzt Druck macht. Die Kampagne ist inzwischen zur Negativwerbung für das Land geworden und gut für jede Menge Spott."
Die Landeskampagne war 2005 ins Leben gerufen worden. Dafür flossen aus EU-Mitteln 2,5 Millionen Euro. Der Slogan wurde gewählt, weil die Sachsen-Anhalter schon um 6.39 Uhr aufstehen und damit hierzulande der Wecker früher klingelt als anderswo.
Zuletzt war die Kampagne ergänzt worden. Erfolgreiche Menschen aus Sachsen-Anhalt wurden in den Mittelpunkt gerückt und geben der Kampagne ein Gesicht. Dafür hat die EU noch einmal 1,5 Millionen Euro bereitgestellt.