Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 90-Jährigen wegen Beihilfe zum Mord War ehemaliger Professor aus Halle KZ-Aufseher?
Halle. Die Staatsanwaltschaft Halle ermittelt gegen einen 90-jährigen ehemaligen Professor der Universität Halle wegen Beihilfe zum Mord. Der Staatsanwalt Klaus Wichmann bestätigte am Montag einen Bericht von bild.de.
Der Beschuldigte soll nach Akten der Zentralstelle zur Verfolgung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg SS-Rottenführer im Nebenlager "Monowitz" des Konzentrationslagers Auschwitz gewesen sein. Dort arbeiteten Zwangsarbeiter für die Buna-Werke. Der anerkannte Wissenschaftler lehrte von 1970 bis 1988 an der Universität Halle-Wittenberg, seine NS-Vergangenheit soll den DDR-Behörden bekannt gewesen sein.
Die Zentralstelle zur Verfolgung von NS-Verbrechen hat 30 neue Verfahren gegen ehemalige KZ-Aufseher an die zuständigen Generalstaatsanwaltschaften abgegeben. Zwei erreichten Sachsen-Anhalt. Neben dem ehemaligen Professor steht auch eine 94-jährige Frau aus Weißenfels unter Verdacht. Sie ist allerdings vor einem halben Jahr gestorben, erklärte Klaus Tewes von der Generalstaatsanwaltschaft Sachsen-Anhalt. Nach einer neuen Rechtssprechung ("Demjanjuk"-Urteil) ist die Verurteilung solcher Verbrecher vereinfacht worden. Wer Aufseher in einem Nazi-Vernichtungslager war, muss mit einer Anklage wegen Beihilfe zum Mord rechnen.