Ermittler im Fall Anja Lengnick suchen 15 Jahre nach der Tat Zeugen Kripo gibt Suche nach Messer-Mörder nicht auf
Aschersleben l Im bisher noch unaufgeklärten Mordfall Anja Lengnik haben die Ermittler der Mordkommission der Polizeidirektion Nord die Hoffnung nicht aufgeben. Vor etwa 15 Jahren war am 5. September 1998 die damals 16-Jährige gegen 3.45 Uhr vor ihrem Wohnhaus in Aschersleben erstochen aufgefunden worden. Vom Täter fehlt jede Spur.
"Kripo live" plant Beitrag am Sonntag
Polizeisprecher Andreas von Koß: "Wir hoffen dennoch mit einer erneuten Veröffentlichung des Falls auf wichtige Hinweise. Vielleicht hat sich im Laufe der letzten Jahre der Täter bereits jemandem bewusst oder unbewusst anvertraut. Jeder noch so kleine Tipp kann uns weiter helfen."
Aus diesem Grund werde auch an diesem Sonntag in der Sendung "Kripo live" ab 19.50 Uhr ein Beitrag über den Fall ausgestrahlt. Darüber hinaus sei dies auch in der ZDF-Fahndungssendung "Aktenzeichen XY" für Mai 2014 geplant.
Die Aschersleberin war in jener Nacht zum Sonnabend in der damaligen Großdisko "Manege" und verabschiedete sich gegen 2 Uhr. Später berichteten Diskobesucher den Beamten von einem Streit zwischen der 16-Jährigen und ihrem Ex-Freund. Sie habe sich genervt gefühlt, beide waren seit drei Wochen schon kein Paar mehr. Die Jugendliche machte sich auf den Heimweg und war etwa eine halbe Stunde lang unterwegs. Trotz der späten Zeit fuhren noch mehrere Fahrzeuge an ihr vorbei. Zumeist waren es junge Menschen, die entweder noch zur Disko oder schnell etwas zum Essen kaufen wollten.
Anja Lengnik zuletzt um 2.20 Uhr gesehen
In den Akten gibt es mehrere Zeugenaussagen, die Anja Lengnick als Fußgängerin auf der Strecke zu ihrer Heimatadresse wahrgenommen haben. Sie passierte demnach vermutlich die Heinrichstraße, Bahnhofstraße, Herrenbreite, den Johannisplatz und die Güstener Straße.
Um 2.20 Uhr wurde die Jugendliche das letzte Mal im Licht der Straßenlaternen gesehen. Zu diesem Zeitpunkt war sie nur noch rund 300 Meter von ihrer Wohnung in der Judith-Resnik-Straße 1 entfernt.
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Angriff noch auf dem Gehweg (der parallel zur Güstener Straße verläuft) erfolgte. Der Tatort befand sich an der Giebelseite des viergeschossigen Wohnhauses in der Judith-Resnik-Straße 1.
Nach Erkenntnissen der Gerichtsmedizin stach der Mörder mit einem sogenannten 19 Zentimeter langen Hirschfänger zu. Die Jugendliche schleppte sich trotz der schweren Verletzungen offensichtlich noch bis zur Hauseingangstür. Obwohl sie unter größter Anstrengung das Schlüsselbund noch aus der Tasche ziehen konnte, schaffte sie es nicht mehr, die Tür zu öffnen. Erst etwa eine Stunde später entdeckte eine Zeitungszustellerin das Opfer. Der Notarzt konnte zu diesem Zeitpunkt aber nur noch den Tod der Jugendlichen feststellen.
Ex-Freund stand zunächst unter Verdacht
Familie Lengnick erfuhr erst gegen 7 Uhr, was unten vor der Haustür passiert war. Für Vater, Mutter und die 13-jährige Schwester von Anja brach eine Welt zusammen.
Die damals 16-köpfige Ermittlungsgruppe verdächtigte kurze Zeit später den 18-jährigen Ex-Freund. Er war mit seinem gleichaltrigen Freund ins Visier der Ermittler geraten, weil ihre Aussagen Ungereimtheiten enthielten. Auch Zeugenaussagen der Diskobesucher ergaben kein klares Bild.
Eine Angestellte des gegenüberliegenden Burger-Restaurant sah einen roten Kleinwagen mit zwei Personen auf dem Parkplatz gegenüber dem Tatort. Der Ex-Freund fuhr ein solches Auto. Allerdings wurde die Tatwaffe nie gefunden. Auch sonst führten die Ermittlungen zu keinem hinreichenden Tatverdacht, so dass beide wieder auf freien Fuß gesetzt wurden.