Microsoft-Angebot in Sachsen-Anhalt Tiefer Zwist bei Schul-Software
Magdeburg l Eine Landtagsdebatte zur Ausstattung von Schulen mit modernen Medien hat einen tiefen Graben zwischen den zwei zuständigen Ministern offenbar werden lassen - beide haben das SPD-Parteibuch. Es geht darum, ob das Land zum Rabattpreis das Software-Paket Office 365 von Microsoft beschaffen und allen Lehrern und Schülern kostenlos zur Verfügung stellen soll. Finanzminister Jens Bullerjahn verteidigte das Vorhaben. Kultusminister Stephan Dorgerloh hingegen hält davon gar nichts - das zeigte jedenfalls seine Gestik.
Bullerjahn setzte auf Attacke, auch auf Kosten seines Kollegen. Seit 20 Jahren gebe es beim Thema IT in Schulen immer nur Bedenken und Einwände, klagte er. "Wir wollen, dass Pädagogik durch den Einsatz von Technik anders gedacht werden kann." Ohne die im März von seinem Staatssekretär unterschriebene Vorvereinbarung mit Microsoft wäre gar nichts passiert. In den letzten Jahren sei viel Zeit verschenkt worden. "Wir zwingen mal zum Diskurs", rief Bullerjahn - und erntete empörtes Kopfschütteln bei Dorgerloh.
"Es ist in den letzten Jahren viel Zeit verschenkt worden." - Finanzminister Jens Bullerjahn
Der erhob auch Einspruch, als Bullerjahn reklamierte, das Kultusministerium sei bei Vorgesprächen dabeigewesen. "Da ging es um eine Verwaltungssoftware, nicht um Schüler", rief Dorgerloh dazwischen.
Bis Ende Mai sollen die endgültigen Verträge mit Microsoft unterzeichnet sein, daran hält Bullerjahn fest. Der Landtag könne das Projekt natürlich stoppen, ergänzte der Minister - und erntete dafür wütenden Protest der Oppositionsparteien Linke und Grüne. Der Grund: Im Mai ist gar keine Landtagssitzung angesetzt. "Das wussten Sie genau", rief Linken-Abgeordnete Gudrun Tiedge.
CDU und SPD bekannten durchaus Zweifel. Den sofortigen Ausstieg aus dem Beschaffungsvorhaben, den Linke und Grüne forderten, lehnten sie allerdings ab. Stattdessen soll nun der Finanzausschuss offene Fragen klären. Dazu zählen auch der Schutz der Daten und die Schulung von Lehrern. "Die Menschen mitzunehmen, die damit arbeiten, ist ein Grundsatz der Pädagogik", mahnte der SPD-Abgeordnete Matthias Graner.