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20 Jahren nach dem Tod von Heike Rimbach Kriminalist untersucht alten Mordfall

Geschlagen, erstochen, aufgehängt - die Brutalität, mit der die junge
Harzerin Heike Rimbach vor 20 Jahren ermordet wurde, schockierte viele
Menschen. Weil der Täter noch immer nicht gefunden ist, hat ein
Fallanalytiker im Ruhestand und Bestseller-Autor sich den Fall
angesehen.

Von Katrin Schröder 16.06.2015, 03:19

Osterwieck l Es gibt Kriminalfälle, die noch viele Jahre später die Gemüter bewegen. Der Mord an Heike Rimbach zählt dazu. Die 19-Jährige aus Lüttgenrode (Ortsteil von Osterwieck, Landkreis Harz) wurde vor fast 20 Jahren brutal getötet. Der Täter ist bis heute nicht gefasst. Nun hat sich Axel Petermann mit dem Fall beschäftigt. Der Bremer ist ehemaliger Mordermittler, einer der ersten Fallanalytiker in Deutschland und Bestseller-Autor, dessen Fälle auch als Vorlage für "Tatort"-Folgen dienten.

In seinem neuen Buch "Der Profiler" schildert er unter anderem das Ergebnis seiner Recherchen im Harzvorland. Den Mörder von Heike Rimbach hat Petermann nicht gefunden, so viel sei vorab verraten. Was der Kriminalist liefert, ist aber eine umfassende und umfangreiche Beschreibung von dessen Vorgehen. Der Mord an der jungen Frau war der erste Fall, mit dem sich Petermann nach seiner Pensionierung als privater Ermittler befasst hat - "pro bono", wie er gegenüber Volksstimme betont, also kostenlos und unabhängig.

Ein Anwalt der Familie hatte ihn um Hilfe gebeten - und Petermann sagte zu. Das Leid der Eltern habe ihn berührt, sagt der Ermittler, der im Lauf seines Berufslebens mehr als 1000 Todesfälle bearbeitet hat.

Täter soll mit der Tötung überfordert gewesen sein

Die Rimbachs leben heute in Bad Harzburg, gleich nach dem Tod ihrer Tochter sind sie aus Lüttgenrode weggezogen. "Je älter die Menschen werden, desto vehementer wollen sie ihre Fragen beantwortet haben", weiß er aus Erfahrung.

Auch den erfahrenen Ermittler schockiert die Grausamkeit der Tat. Die junge Frau wurde geschlagen, erstochen und erhängt. Ihr Vater fand ihren blutüberströmten Körper am 28. August auf dem Dachboden des elterlichen Wohnhauses. Eine Erklärung dafür könnte laut Petermann sein, dass der Täter mit der Tötung technisch überfordert gewesen ist. "Ich denke, dass es überhaupt nicht geplant war von dem Täter", vermutet der Kriminalist.

Wenn der Mörder es nicht schafft, sein Opfer auf eine Art zu töten, versucht er es dann auf eine andere. "Das führt dazu, dass die Gewalt immer intensiver wird", weiß Petermann. Seine Nachforschungen, für die der Profiler ab August 2014 mehrmals in die Harzregion reiste, ergaben einige neue Details. So geht Petermann zum Beispiel davon aus, dass das Opfer bereits zu einem frühen Zeitpunkt bewusstlos gewesen ist. Nüchtern und sachlich beschreibt er, wie er durch Aktenstudium, Gespräche und sogar Selbstversuche zu seinen Ergebnissen gekommen ist. Das gilt auch für die drei anderen Fälle des Buches, die aus seiner Zeit als Mordermittler bei der Bremer Polizei stammen.

Auch nach Erscheinen seines Buches will der 62-Jährige weiter im Fall Heike Rimbach ermitteln. Vor gut einer Woche hat er in Wülperode, nur wenige Kilometer vom Tatort entfernt, aus seinen Büchern gelesen. Einige Tage später traf er sich mit der zuständigen Staatsanwältin in dem Haus, in dem der Mord geschah. "Mir liegt es am Herzen, dass da vielleicht eine Lösung gefunden wird", sagt Petermann. Was er recherchiert, will er weitergeben. "Ich hoffe, dass das einen neuen Anschub geben kann."