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Dessau gedenkt des Todestages von Oury Jalloh

09.01.2012, 04:31

Dessau (dapd/os) l Mit zwei Veranstaltungen ist am Sonnabend in Dessau an den Tod von Oury Jalloh vor sieben Jahren erinnert worden. Der damals 36 Jahre alte Flüchtling aus Sierra Leone war am 7. Januar 2005 unter ungeklärten Umständen bei einem Feuer im Dessauer Polizeigewahrsam zu Tode gekommen. Nach Ende der Veranstaltungen kam es bei der Feststellung der Identität einzelner Demonstranten durch die Polizei zu Auseinandersetzungen. Zwei Demonstranten wurden dabei verletzt.

Auf einer Demonstration forderten rund 200 Menschen Aufklärung zu den Todesumständen Oury Jallohs. Der Beginn der Demonstration verzögerte sich erheblich. Anlass war die auf Plakaten geschriebene und in Sprechchören skandierte Behauptung "Oury Jalloh - das war Mord". Die Polizei versuchte, ein entsprechendes Transparent zu beschlagnahmen. Dabei kam es wiederholt zu Rangeleien mit Teilnehmern.

Die Polizei will prüfen lassen, ob die umstrittene Parole den Tatbestand einer "Verleumdung" erfüllt, wie Dessaus Polizeipräsident Kurt Schneiber erklärte. Dagegen verwies Demonstrationsanmelder Mouctar Bah von der Gedenkinitiative auf den Umstand, dass der Slogan bei vergleichbaren Veranstaltungen seit Jahren genutzt werde.

Oberbürgermeister Koschig legt Blumen nieder

Bereits am Vormittag hatten rund 50 Menschen an einer Gedenkveranstaltung vor der Dessauer Polizeiwache teilgenommen. In deren Keller befindet sich die Gewahrsamszelle, in der Jalloh, an Händen und Füßen gefesselt, auf einer feuerfesten Matratze verbrannte. Viele Teilnehmer, zu denen auch Dessaus Oberbürgermeister Klemens Koschig (parteilos) sowie Polizeipräsident Schneiber gehörten, legten Blumen nieder.

Seit knapp einem Jahr wird am Magdeburger Landgericht in einem Wiederaufnahmeverfahren der Fall neu verhandelt. Zuvor hatte der Bundesgerichtshof in Karlsruhe den Freispruch des Landgerichts Dessau-Roßlau vom Dezember 2008 gegen den damals zuständigen Revierleiter aufgehoben und das Verfahren nach Magdeburg verwiesen. Mit einem Urteilsspruch am Magdeburger Landgericht wird im Laufe des Jahres 2012 gerechnet.