Neue Einsatzzentrale in Magdeburg Polizei steuert künftig Einsätze via Satellit
Statt in bisher elf Dienststellen zwischen Salzwedel und Staßfurt geht der Polizeiruf 110 ab sofort nur noch in Magdeburg ein. Für den Bürger ändert sich nichts. Hilfe kann Dank modernster Technik aber schneller koordiniert werden.
Magdeburg l Bis März 2013 soll es im Land Sachsen-Anhalt nur noch drei Polizei-Notrufzentralen geben. Nach Dessau mit drei Arbeitsplätzen ist gestern auch Magdeburg mit 16 Digitalfunk-Tischen in Betrieb gegangen. Halle soll als letztes mit acht Plätzen folgen.
Die gestern von Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) eröffnete hochmoderne Notrufzentrale ist für 1,2 Millionen Menschen zwischen Salzwedel und dem Salzlandkreis zuständig. Bisher liefen die Notrufe 110 in elf Dienststellen dezentral auf.
Wer künftig Hilfe von der Polizei sucht und den Notruf 110 wählt, landet bei einem der insgesamt 60 Polizisten in der neuen Zentrale in Magdeburg. Die Beamten rechnen durchschnittlich mit 30 Notrufen pro Stunde.
Beim Eingang des Notrufs wird automatisch nicht nur die Adresse des Anrufers übermittelt (ab nächstes Jahr auch die Funkzelle von mobilen Telefonen), sondern diese auch gleich auf einer hinterlegten Karte angezeigt. "Wir sehen dann nicht nur den Einsatzort auf der Bildschirm-Karte, sondern auch die Funkstreifenwagen, die sich in der Nähe befinden", erklärt der Leiter des Einsatzzentrums, Polizeioberrat Andreas Krautwald.
Damit seien auch weitgehend Befürchtungen ausgeräumt, dass die Beamten sich nicht genügend mit Besonderheiten in der Fläche auskennen. Die Technik ersetze den möglichen "Heimvorteil".
So seien auch Synonyme wie "Sachsenschanze" für bestimmte Kreuzungen oder andere ortsübliche Bezeichnungen hinterlegt.
Die neue Digitalfunktechnik läuft überall im Norden und Osten des Landes, außer im Harz. Polizeisprecher Andreas von Koß: "Da haben wir noch Probleme mit den Funktürmen." Diese Region werde aber bis März ebenfalls zugeschaltet. Bis dahin läuft der Notruf noch im Revier Halberstadt ein und auch die Polizeifahrzeuge werden von dort aus eingesetzt. Die Möglichkeiten gehen soweit, dass die Beamten in der Zentrale den Einsatzkräften draußen den Weg beschreiben können, weil sie auf dem Bildschirm schließlich den Überblick haben.
Im Test ist noch eine weitere Verbesserung. Zehn Autos seien bereits mit neuen Navigationssystemen ausgerüstet. Diese werden vom Computer in der Leitstelle angesteuert. Gibt es zum Beispiel einen Einsatz in der Bergstraße in Stendal, werden per Knopfdruck die Daten sofort an das Navigationsgerät übermittelt. Noch während die Beamten den Einsatz mündlich über Funk absprechen, meldet die Computerstimme: "Die Route wird berechnet!"
Weiterer Vorteil: Während früher alles per Hand protokolliert werden musste, ist dies nicht mehr nötig. Das erledigt der Computer.
Die Notrufzentrale hat 5,3 Millionen Euro gekostet. Allein für die Technik sind drei Millionen investiert worden. Die Dispatcher-Plätze sind doppelt abgesichert. Krautwald: "Jedes System ist doppelt abgesichert. Das Notstromaggregat reicht 36 Stunden."
Durch die moderne Technik kann nach Meinung von Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht die Reaktionszeit "wesentlich verkürzt" werden.