Burg l Heidi Buck von der DRK-Migrationsberatung ist froh, dass jetzt die ersten Familien in Wohnungen umziehen konnten - ganz in der Nähe der Gemeinschaftsunterkunft. Dort kommen Alleinstehende jedoch vorerst weiterhin unter. "Die Nähe zu anderen Migranten gibt ihnen Sicherheit", schätzt Buck ein. Da die Asylbewerber vorerst nicht arbeiten dürfen, könnten die Tage allein ziemlich lang werden.
"Das ist viel Zeit, um sich Gedanken zu machen, zu viele Gedanken", sagt Fabian Borghardt von der evangelischen Kirchengemeinde St. Nicolai. Ein Großteil der Flüchtlinge hat Todesängste durchgestanden, das gesamte Hab und Gut verloren. "Viele der Migranten haben Selbstmordgedanken und bräuchten zu allererst eine psychische Betreuung", erklärt Borghardt. Nicht wenige würden in Jerichow, im Fachkrankenhaus für Psychiatrie, landen.
Doch so eine Betreuung zu bekommen, ist nicht einfach. Es kostet Geld, dass die Migranten nicht haben - Geld, was ihnen auch für einen Deutschkurs fehlt. "Dabei ist die Sprache der Schlüssel zu allem", sagt Borghardt. Doch Kurse an der Volkshochschule würden mehrere Hundert Euro kosten. Eine kostenlose Alternative: Das Sprach-Café im Soziokulturellen Zentrum (SKZ). Dort lernen Migranten wöchentlich unter der Anleitung von Ehrenamtlichen Deutsch für ihren Alltag. Das Projekt hat Edeltraud Schimansky vom SKZ gemeinsam mit Mariola von Ditfurth-Siefken, Vorsitzende des Vereins Weltclub, ins Leben gerufen. "Auch Rassismus und die Rechte von Frauen sind in unseren Kursen Thema", erklärt die Vorsitzende.
Kostenlos für die jungen Sportler ist auch das Stand Up-Projekt im SKZ. Dort passiert Integration, indem junge Menschen - egal welcher Herkunft - sich im Boxring auspowern und dabei merken, dass die Hautfarbe keine Rolle spielt.