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Union-Krise Bjelica will nicht aufs Floß: Trainerfrage im Zentrum

Union Berlin steht nicht auf einem Abstiegsplatz. Und doch drängt sich die Frage auf, ob die Eisernen in ihrer Verfassung den Klassenerhalt schaffen können. Viel hängt von der Personalie Bjelica ab.

Von Arne Richter, dpa Aktualisiert: 06.05.2024, 10:13
Trainer Nenad Bjelica von Union Berlin blickt konzentriert vor Spielbeginn.
Trainer Nenad Bjelica von Union Berlin blickt konzentriert vor Spielbeginn. Andreas Gora/dpa

Berlin - Nenad Bjelica mit seinen Spielern auf einem selbst gebauten Floß auf dem Scharmützelsee. Solche Bilder wird es bei Union Berlin nicht geben. Trotz des drohenden Abstiegs verzichtet der Trainer der Eisernen im Saison-Schlussspurt der Fußball-Bundesliga auf spezielle Aktionen wie ein Trainingslager oder Teambuilding-Maßnahmen zur allgemeinen Verbesserung der Stimmungslage. „Die Mannschaft in dieser Phase zu kasernieren, das würde ich nicht machen“, sagte Bjelica nach dem 3:4 (0:3) im dramatischen Sonntagsspiel gegen den VfL Bochum. Die große Frage bei den Eisernen nach dem radikalen Mix der Emotionen gegen den Revier-Club mit drei Gegentoren in der ersten Hälfte und einer vergeblichen Aufholjagd in der zweiten, ist aber ohnehin, ob Bjelica überhaupt noch weitermachen darf. Präsident Dirk Zingler hatte mit seinem DAZN-Interview vor dem Bochum-Spiel alle Spekulationen über eine feststehende Trennung von dem Kroaten nach der Saison als absurd abgetan. Souverän wirkte er dabei nicht.

Besonders der Auftritt der Eisernen in den ersten 45 Minuten potenzierte die Zweifel an einer erfolgreichen Arbeit Bjelicas aber. Keine Argumente habe man da für einen Klassenverbleib gesammelt, konstatierte Rani Khedira.

Rechenspiele in alle Richtungen

Fakt ist: Der FSV Mainz 05 liegt zwei Spieltage vor Saisonende einen Punkt hinter Union auf dem Relegationsplatz. Der 1. FC Köln hat als 17. auf einem direkten Abstiegsplatz sechs Punkte Rückstand, könnte aber mit einem Sieg im direkten Duell am Samstag bis auf drei Zähler heranrücken, wäre vor dem Finale der Berliner gegen den SC Freiburg am 18. Mai also in Schlagdistanz.

Das ist die negative Sichtweise. Wer noch positiv denkt in Köpenick, rechnet mit einem Sieg in Köln und einer Mainzer Niederlage gegen Dortmund. Dann hätte Union den Klassenerhalt am Samstagabend sicher, die mit Abstand schlechteste der bislang fünf Bundesliga-Spielzeiten wäre gerade so noch glimpflich beendet.

Bjelica gab sich angesichts der prekären Lage ungewöhnlich unbeeindruckt, referierte unverändert pragmatisch seine Sichtweise. „Wir können mit jedem Gegner mithalten in der Bundesliga. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam die Klasse halten“, sagte der 52-Jährige, der erst Ende November die Nachfolge von Langzeit-Coach Urs Fischer angetreten hatte. Damals war Union 17., jetzt sind die Eisernen 15. Das ist eines der Hauptargumente Bjelicas für seinen eigenen Verbleib in Berlin. „Unsere Situation war viel aussichtsloser, als ich gekommen bin“, sagte er.

Schwieriges Verhältnis zur Mannschaft?

Die in Berlin mit steigender Frequenz hörbaren Berichte, dass sich die Mannschaft dem oft knurrig wirkenden Coach schon lange nicht mehr verbunden fühlt, wurden durch das Bochum-Spiel zumindest nicht widerlegt. „Da bin ich der falsche Ansprechpartner“, sagte Vize-Kapitän Khedira zu den Trainer-Spekulationen. Tiefe Verbundenheit klingt definitiv anders.

Relativ unverhohlen wird an der Alten Försterei über kurzfristige Ablöseszenarien gesprochen. Marco Grote und Marie-Louse Eta wären die lokale Lösung. Das Duo leitete schon im November-Intermezzo zwischen Fischer und Bjelica für ein Spiel die Geschicke. 1:1 spielten die Eisernen damals gegen Augsburg. Hartnäckig hält sich der Name Bo Svensson, der im November in Mainz Abschied nahm.

Die Gerüchte haben sich längst in der Liga herumgesprochen. Der Mainzer Sportdirektor Martin Schmidt wurde dazu beim Spiel beim 1. FC Heidenheim befragt, konnte (oder wollte) aber zur Erhellung der Lage beim größten Konkurrenten um den Klassenerhalt nichts beitragen. „Keine Ahnung, das kann ich nicht kommentieren. Das ist irgendetwas, womit wir uns überhaupt nicht befassen. Das steht gar nicht im Raum, das kann ich nicht kommentieren“, sagte Schmidt.