Kindergesundheit Ein Piks beugt Krankheiten vor
Unserer Gesellschaft ist die Gesundheit der Kinder viel wert. Es gibt viele kostenlose Untersuchungen und Schutzimpfungen.
Magdeburg l Die meisten Kinder in Sachsen-Anhalt kommen gesund auf die Welt. Manche haben jedoch angeborene Krankheiten. Werden diese Krankheiten nicht frühzeitig erkannt und behandelt, kann das zu schweren geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen im späteren Leben führen.
Die ersten Untersuchungen führen Ärzte und Kinderschwestern noch in der Geburtsklinik durch. Sie überprüfen den allgemeinen Gesundheitszustand und den Atem-Reflex des Säuglings. Zugleich werden mit einem kleinen Pieks in die Ferse wenige Blutstropfen entnommen, die anschließend auf angeborene Erkrankungen analysiert werden.
„Inzwischen wird fast jedes in Sachsen-Anhalt geborene Baby im Rahmen des Neugeborenen-Screenings auf seltene Stoffwechselkrankheiten getestet“, sagt Professor Dr. Klaus Monike, Co-Initiator des Neugeborenen-Screenings in Sachsen-Anhalt und Leiter des Mitteldeutschen Kompetenznetzes Seltene Erkrankungen. „Ab dem Jahr 2016 wird auch auf Mukoviszidose kontrolliert werden“, kündigte der Magdeburger Kinderarzt an.
Mukoviszidose ist eine Krankheit, bei der in der Lunge zähflüssige Sekrete gebildet werden, die der Körper nur schwer abzutransportieren vermag. „Die Früherkennung ist nützlich“, so Prof. Monike. Bei einem frühzeitigen Therapiebeginn können Erkrankungsverlauf verzögert und Beschwerden gelindert werden.
Wichtig sind auch frühzeitige Kontrollen auf angeborene Hörstörungen bei Neugeborenen. Um hörgeschädigte Kinder frühzeitig zu entdecken, wird bereits in den ersten drei Tagen nach der Geburt das Hörvermögen der Babys getestet. „Das ist wichtig, denn unbehandelte Hörstörungen im Baby- und Kleinkindalter können zu Beeinträchtigungen der normalen Sprachentwicklung führen“, erklärt der HNO-Facharzt Professor Dr. Klaus Begall vom AMEOS Klinikum in Halberstadt. Frühzeitig entdeckt, können selbst taube Kinder mit speziellen Innenohr-Prothesen ihre akustische Umwelt erleben und an der sprachlichen Kommunikation teilhaben.
Zwischen der vierten und sechsten Woche erfolgt eine erweiterte Basisuntersuchung U3 beim Kinderarzt, in deren Rahmen noch einmal das Hörvermögen getestet und kontrolliert wird.
Die U4-Untersuchung zwischen dem dritten und vierten Monat dient dazu, vom Gehirn ausgehende Störungen festzustellen. Der Kinderarzt kontrolliert zum Beispiel die Augen und ob das Kleinkind in der Lage ist, allein sein Köpfchen zu halten.
In der fünften Untersuchung (U5), die zwischen dem sechsten und siebten Monat erfolgt, müssen die Kleinen u.a. beweisen, wie gut sie greifen und sehen können.
Manche Sehstörung fällt Eltern nicht sofort auf. Ein Risiko können beispielsweise besonders große, teils leicht getrübte „Knopfaugen“ sein. Solche Kinder sollten in einer Klinik vorgestellt werden, die sich auf die frühzeitige Behandlung spezialisiert hat, empfiehlt Professor Dr. Hagen Thieme, Direktor der Magdeburger Uni-Augenklinik.
Beweglichkeit und Motorik von Kindern stehen im Mittelpunkt der U6-Kontrolle zwischen dem zehnten und zwölften Monat. In diesem Alter sollten Kinder selbständig krabbeln, sitzen und sich an Hilfen hochziehen können. Frühstarter machen im zehnten Lebensmonat ihre ersten Gehversuche.
Unmittelbar vor dem zweiten Geburtstag erfolgt die U7. Dabei geht es um die Kontrolle der geistigen und physischen Fähigkeiten sowie um den Zahnstatus.
Die U8 ist vor dem vierten Geburtstag vorgesehen. Der Kinderarzt wird erneut die Entwicklung des Verhaltens, der Motorik sowie des Hör-, Seh- und Sprachvermögens beurteilen.
Die letzte reguläre Untersuchung U9 sollte spätestens im Alter von fünf Jahren und drei Monaten stattfinden. Dann wird der Kinderarzt den letzten Entwicklungsstatus des Kindes bewerten und Eltern an eventuell fehlende Auffrischungsimpfungen erinnern.
Zum Schutz vor gefährlichen Infektionen rät die Magdeburger Impfärztin Dr. Constanze Gottschalk von der Impf-Beratungsstelle des Landesamtes für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt zu vorbeugenden Impfungen gegen mehr als ein Dutzend Krankheitserreger.
Das Impfschema legt die Ständige Impfkommission jedes Jahr neu fest. Neu in diesem Jahr ist, dass Säuglinge nur drei Impfstoffdosen gegen die Erreger von Lungenentzündungen erhalten. Die Impfungen sollten im Alter von zwei, vier und elf bis 14 Monaten erfolgen.
Mehr dazu unter: www.stiko.de