Ärzte können einen gestörten Herzrhythmus korrigieren / Ältester Patient war 94 Jahre Damit das Herz im richtigen Takt schlägt
Wenn das Herz stolpert oder zu schnell schlägt, kann das störend und manchmal lebensgefährlich sein. Mit einem kleinen Eingriff können Kardiologen das Herz wieder in den richtigen Takt bringen.
Magdeburg l Etwa 60 bis 80 Mal pro Minute schlägt das Herz eines erwachsenen Menschen in Ruhe. Den elektrischen Takt gibt ein kleiner Gewebeknoten am rechten Herzvorhof an, der sogenannte Sinusknoten. Verschiedene Krankheiten können den Herzrhythmus stören. Dazu zählen beispielsweise Bluthochdruck, Herzkranzgefäß-Verengungen, frühere Herzinfarkte, Erkrankungen der Herzklappen oder Herzmuskelentzündungen.
Strom schaltet kranke Herzzellen aus
Vielfältig sind denn auch die verschiedenen Formen von Rhythmusstörungen, die manchmal unangenehm, aber medizinisch harmlos, ein andermal jedoch lebensbedrohlich sein können. "Fast jede Rhythmusstörung mit einem zu schnellen Herzschlag kann man inzwischen mit einer Katheterablation heilen", so Dr. Samir Said, Oberarzt in der Magdeburger Uniklinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie.
Zunächst müssen die Ärzte im Rahmen einer sogenannten elektrophysiologischen Untersuchung ermitteln, welche Herzzellen für die Rhythmusstörung eines Patienten verantwortlich sind. Dazu werden dünne "Drähte" (Katheter) von der Leiste bis zum Herzen vorgeschoben. Mit den Kathetern kann der Arzt die elektrische Spannung in den Herzmuskelzellen abtasten und mit einem speziellen Computersystem als farbkodierte "elektrische Landkarte" des Herzens darstellen. Damit kann gesundes und elektrisch erkranktes Herzmuskelgewebe mit Farben unterschieden werden.
Hat der Arzt den Ursprung des außer Takt geratenen Pumporgans lokalisiert, kommt ein spezieller Katheter zum Einsatz, beschreibt Dr. Thomas Rauwolf von der Uniklinik das Verfahren. Damit werden die Störsignale der geschädigten Herzmuskelzellen ausgeschaltet. Das geschieht durch Erhitzung mit Hochfrequenzstrom, die sogenannte Radiofrequenztherapie.
Eine Erfolgsrate von über 95 Prozent
"Bei kreisenden Herzrhythmusstörungen, die zum Teil angeboren sein können, ist die Katheterablation die erste therapeutische Option. Die Erfolgsrate liegt bei über 95 Prozent", so Dr. Said. Die Patienten sind danach geheilt. Beim sogenannten Vorhofflimmern liegt die Erfolgsrate dagegen nur bei etwa 70 Prozent.
Hier müssen die Patienten meist auch nach der Katheterablation weiterhin blutverdünnende Medikamente bekommen. "Nicht jedem Patienten mit Herzrhythmusstörungen ist deshalb der Eingriff zu empfehlen", so Dr. Said. Eine Altersbegrenzung für die Behandlung gibt es nicht.
"Unser ältester Patient war 94 Jahre. Er litt unter einem sogenannten Vorhofflattern. Es ist zwar nicht lebensbedrohlich, aber unangenehm. Nach der Katheterablation war es ihm möglich auf das Medikament Falithrom zu verzichten", so der Kardiologe. Wenngleich das Verfahren bei vielen Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden kann, ist es aber nicht jedem Herzkranken zu empfehlen.