Beim Medizinischen Sonntag informierten Ärzte und eine Sport-Therapeutin über Gelenktherapien Radeln im Wasser stärkt die Knie
Schmerzende Kniegelenke können die Mobilität stark einschränken. zu Behandlungsmöglichkeiten informierten sich über 500 Besucher des Medizinischen Sonntags - einer Veranstaltung des Uniklinikums, der Urania und der Volksstimme.
Magdeburg l Im Verlauf des Lebens müssen die Kniegelenke des Menschen vielen Belastungen standhalten: Sie tragen den Großteil des Körpergewichtes, ermöglichen das Laufen und stabilisieren den Gang.
Unter allen Gelenken sind es vor allem die Knie, die beim Sport verletzt werden. Fußballer wie Matthias Sammer, Sebastian Deisler, Christoph Preuß, Elkin Soto und viele andere mehr mussten auf Grund von Knieverletzungen ihre sportliche Karriere frühzeitig beenden.
Eine Entschuldigung für Otto Normalbürger, sich körperlich zu schonen, sei das jedoch nicht, so die Referenten des gestrigen Medizinischen Sonntags. Sie raten dazu, die Knie möglichst lebenslang beweglich zu halten.
Doch wie ist das möglich, wenn der Schmerz bereits im Knie steckt? Das fragten sich wahrscheinlich viele der über 500 Gäste im Hörsaal 1 der Universität. Rund fünf Millionen Bundesbürger leiden unter Kniebeschwerden.
Fehlbelastungen können den Knien schaden
Ursachen für Kniegelenksbeschwerden können beispielsweise rheumatische Erkrankungen, einseitige Fehlbelastungen, instabile Bänder oder Verletzungsfolgen sein. Am häufigsten ist die Kniegelenks-Arthrose. "Sie entwickelt sich oftmals über einen Zeitraum von vielen Jahren", so Dr. Christian Stärke, Oberarzt an der Orthopädischen Uniklinik. Am Beginn stehen entzündliche Veränderungen der Knorpelschicht, mit der die Gelenkflächen zwischen den Oberschenkel-, Schien- und Wadenbeinknochen überzogen sind. Zusammen mit Bändern, Menisken und Sehnen sorgen die Knorpel für Elastizität und Stabilität des Gelenkes.
Mit den Lebensjahren wird die Knorpelstruktur rissig und dünner, bis schließlich die Knochen schmerzhaft aufeinander reiben. Den Betroffenen fällt es zunehmend schwer, das Knie ganz durchzustrecken oder zu beugen. Im fortgeschrittenen Stadium der Arthrose treten die Schmerzen auch in Ruhestellung auf.
Oberarzt Dr. Stärke informierte über verschiedene invasive Verfahren, den Knorpelabbau zu verzögern bzw. Bänder- und Meniskus-Risse zu behandeln. Im fortgeschrittenen Arthrose-Stadium helfen nur noch künstliche Gelenke. Nützlich sind sie oftmals für Patienten mit einer längeren Krankengeschichte, mit täglichen, starken Schmerzen und großen Einschränkungen der Mobiltät. Wenngleich mit deutlich weniger Schmerzen verbunden, sind die Implantate (Endoprothesen) dennoch kein 100-prozentiger Ersatz für die eigenen Kniegelenke, so Dr. Stärke. Um diese möglicht lange beweglich zu halten, muss niemand den Helden spielen. Gegen die Schmerzen können zahlreiche physikalische, gymnastische und entspannende Verfahren helfen. Einen Überblick mit vielen Detailinformationen gab die Oberärztin Dr. Margit Rudolf.
Fühlt sich das Knie warm an und ist geschwollen, steckt womöglich eine akute Entzündung dahinter. Dagegen helfen kühlende Umschläge oder sogenannte Coldpacks. Man sollte dabei immer ein Handtuch zwischen Haut und Packung legen, um lokale Erfrierungen zu vermeiden. Steht der Bewegungsschmerz im Vordergrund, können warme Bäder bzw. Fango-Packungen für Linderung sorgen. Wärme entspannt die Muskeln, die mit dem Gelenk in Verbindung stehen.
Viele Patienten empfinden physikalische Therapien wie Wassertreten und "Radeln" im Schwimmbecken als sehr angenehm. Der natürliche Auftrieb des Wassers sorgt dafür, dass die Kniegelenke in der Bewegung nicht durch das Körpergewicht belastet werden.
Gut für Knie und Muskulatur ist auch Radfahren auf flachen Strecken - allerdings nur bei richtiger Sitzposition, kleinen Gängen und hoher Trittfrequenz. Gut sind Trittfrequenzen von 80 bis 100 Umdrehungen in der Minute. Bandagen sollte man möglichst nur im Training tragen, um knieschädliche Seitwärtsbewegungen zu verhindern.
Physiotherapeuten können Hausaufgaben geben
Rehasport-Trainerin Heike Koderisch stellte einige praktische Übungen zum Selbermachen zu Hause vor. Um Fehlbelastungen zu vermeiden, ist es ratsam, die gymnastischen Übungen unter Anleitung von Physiotherapeuten zu erlernen. Ärzte können zu Physio- und Ergotherapeuten überweisen. Viele Maßnahmen kann man danach auch allein zu Hause fortsetzen.
Bei häufiger Einnahme von schmerzlindernden Medikamenten warnen Ärzte vor Nebenwirkungen wie Magengeschwüren und Magen-DarmBlutungen. In individueller Absprache mit dem Arzt sollten ggf. zusätzlich Medikamente für den Schutz des Magens eingesetzt werden. Bei der rein äußerlichen Anwendung (Salben, Cremes, Gele) ist das nicht notwendig. Gleiches gilt für die Durchblutung fördernde Tinkturen wie Arnika oder Schmerz- und Wärmepflaster.
Arbeiten auf Knien im Garten oder im Haushalt sollte man besser vermeiden oder dabei gepolsterte Knieschützer tragen. Alternativ lassen sich meist Geräte mit einem langen Stiel verwenden.