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DVB-T In der östlichen Altmark ist bald Schluss

Der Sendeturm Dequede wird nicht auf DFB-T2 umgestellt. Zu wenig Menschen nutzen das digitale Antennenfernsehen, so die Begründung.

Von Oliver Schlicht 23.02.2017, 00:01

Magdeburg l Die Tage des digitalen Antennenfernsehens, wie bislang bekannt, sind gezählt. Mit dem Stichtag 29. März wird das DVB-T-Signal in Sachsen-Anhalt abgeschaltet. Bislang wurden darüber zwölf öffentlich-rechtliche Programme von ARD und ZDF übertragen, keine privaten Sender. Als Nachfolger wird unmittelbar folgend der Sendebetrieb von DVB-T2 aufgenommen.

Dieses neue Antennenfernsehen bietet hochauflösende HD-Bilder besonders scharf an und überträgt auch Privatsender wie RTL und Sat.1 – diese aber verschlüsselt gegen eine jährliche Gebühr. Doch die Übertragung dieses neuen Signals geschieht keineswegs in der gleichen Verbreitungsfläche wie beim Vorgänger DVB-T.

Die östliche Altmark schaut in die sprichtwörtliche Röhre: Hier wird es ab 29. März endgültig kein Antennenfernsehen mehr geben. Wie Michael Richter vom Projektbüro Digitaler Rundfunk auf Nachfrage bestätigt, wird der Sendebetrieb am Funkturm Dequede bei Osterburg eingestellt. „Wir bedauern das, weil damit ein Angebot in dieser Region zurückgefahren wird“, sagt er und verweist auf den federführenden Mitteldeutschen Rundfunk. Dort werden zwei Hauptgründe angeführt: Die geringe Nutzung von DVB-T durch die Bevölkerung und das mangelnde Interesse von ZDF und den privaten Sendern an einer Abstrahlung in der östlichen Altmark.

„DVB-T und der Nachfolger DVB-T2 sind vor allem in den Ballungsräumen erfolgreich“, sagt MDR-Sprecherin Katrin Stolle. In den drei mitteldeutschen Ländern liege die Nutzung im statistischen Mittel bei nur drei Prozent der Fernsehzuschauer. Stolle: „In eher ländlichen und dünn besiedelten Regionen liegt sie nach unseren Erfahrungen noch darunter.“ Der Standort Dequede werde auch vom ZDF und von den Privaten nicht realisiert. „Eine DVB-T2-Umstellung allein durch den MDR wäre daher vom MDR allein zu tragen und würde den Standort nochmals verteuern“, so die MDR-Sprecherin. Mit Blick auf das geringe Nutzungspotenzial würde deshalb eine Abstrahlung allein der ARD-Programme keinen Sinn haben.

Ob die Nutzung von DVB-T in der östlichen Altmark tatsächlich so gering ist, wie vom MDR unterstellt, lässt sich mit Bestimmtheit nicht sagen. Niemand hat die Nutzung von DVB-T in der Altmark wirklich verlässlich erhoben. Neben dem Empfang via Kabel und Satellit wird das Antennenfernsehen bislang zum Beispiel bei Zweit- oder Drittgeräten in Kinder- oder Schlafzimmern genutzt. Und beliebt ist der Antennen-Empfang auch auf Campingplätzen und in Gartensiedlungen. Die Nutzer dort müssen nun, wenn möglich, ab April auf andere Verbreitungswege umsteigen.

Wenig kundenfreundlich ist: Bislang wird in der östlichen Altmark nicht mit einer entsprechenden Schrifteinblendung im DVB-T-Fernsehbild auf die Komplettabschaltung aufmerksam gemacht, wie ein Osterburger Fernsehfachgeschäft auf Volksstimme-Nachfrage versichert. Dies ist insofern problematisch, weil aktuell sowohl ARD und ZDF als auch die Privaten (Freenet-TV) kräftig die Werbetrommel für DVB-T2 rühren. TV-Zuschauer, die daraufhin ein DVB-T2-Empfangsgerät kaufen, werden zumindest in der östlichen Altmark damit nichts anfangen können. In der süd-westlichen Altmark ist – unter günstigen Umständen – bald ein DVB-T2-Empfang aus Niedersachsen möglich.