Schüler-Praktikum Bei Laura stimmt die Chemie
Chemiefan sein und nicht wie die Nerds von „Big Bang Theory“? Dass das zusammen passt, beweist die Wernigeröder Schülerin Laura Bruns.
Magdeburg/Wernigerode l Wovor sich andere Schüler gruseln, ist für Laura Bruns die pure Freude. „Chemie ist mein Lieblingsfach in der Schule“, sagt die Zehntklässlerin vom Gerhart-Hauptmann-Gymnasium in Wernigerode. „Alles ist so schön logisch und baut aufeinander auf“, erklärt die 16-Jährige ihre Leidenschaft für das Fach der Formeln und Elemente.
Diese hat Laura vor Kurzem am Max-Planck-Institut in Magdeburg ausgelebt. Als einzige Harzer Schülerin nahm sie an einem einwöchigen Praktikum an der renommierten Forschungseinrichtung teil. Dabei ging es um „Verfahrenstechnik und Technische Kybernetik“. Was kompliziert und theoretisch klingt, hat einen praktischen Nutzen: In einem Experiment testeten die 23 Praktikanten aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen etwa, wie Kompostabfall und nachwachsende Rohstoffe zu Biogas vergären – und damit nachhaltig und umweltfreundlich Energie und Wärme gewonnen werden kann.
„Aus der großen Auswahl an Experimenten aus allen Naturwissenschaften habe ich natürlich die aus dem Bereich Chemie ausgewählt“, sagt Laura Bruns. Die Veckenstedterin untersuchte mit Experten vom Max-Planck-Institut und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg unter anderem, wie Chemie ein Auto antreiben kann, was Krankheitserreger mit Differenzialgleichungen zu tun haben und wie das Verhältnis von Fetten und Wasser Creme besser oder schlechter macht.
Nicht nur von ihren Mitpraktikanten – wie Laura Bruns allesamt Schüler der Klassenstufen zehn bis zwölf – habe sie viel gelernt, sagt die Hauptmann-Gymnasiastin. „Es war toll, den Wissenschaftlern von der Uni und dem Institut bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.“ Die Experten hätten die komplizierten Inhalte verständlich erklärt und die Schüler „nicht mit Millionen von Fachbegriffen bombardiert“, berichtet die 16-Jährige.
Die Wissenschaftler hätten einen ganz anderen Blick auf das Fach als die Lehrer in der Schule. „Thomas Munkelt vom Lehrstuhl für Chemische Verfahrenstechnik etwa hat mir das Periodensystem der Elemente komplett neu erklärt“, sagt Laura. Jetzt verstehe sie die Übersicht der chemischen Elemente viel besser.
Nach ihrer Woche am Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme und vielen Gesprächen mit Doktoren und Ingenieuren steht für Laura fest: „Ich will nach dem Abi auf jeden Fall eine Naturwissenschaft studieren.“ Zunächst aber hoffe sie, dass sie in der elften Klasse einen Chemie-Leistungskurs am Hauptmann-Gymnasium in Wernigerode belegen kann. „Dafür müssen sich genügend Interessenten finden“, erklärt Laura Bruns. Das Praktikum am Planck-Institut könne sie jedem empfehlen, der sich für Naturwissenschaften begeistert. „Mit Zahlen umgehen sollte man aber können.“
Das Klischee des Hornbrille tragenden Eigenbrötlers im Flanell-Hemd treffe auf sie aber nicht zu, sagt Laura. „Ich bin kein Stubenhocker oder Nerd – ich treibe viele Sport und fotografiere sehr gern.“ Sie jogge mit dem Hund ihrer Familie und treibe funktionelles Training – ohne Geräte, nur mit dem Gewicht des eigenen Körpers. Ebenso seien die anderen Teilnehmer am Praktikum „ganz normale Jugendliche“ gewesen, „keine Freaks“.
Das Max-Planck-Institut richtet seit 2002 jedes Jahr gemeinsam mit der Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zwei Praktika für Schüler aus. Schüler, die sich besonders für Biologie, Mathematik, Chemie oder Physik interessieren, sollen dadurch Einblicke in die Arbeit als Ingenieur gewinnen, heißt es auf der Webseite der Forschungseinrichtung. Gleichzeitig liefere das Praktikum Anregungen zur Berufs- und Studienwahl. „In Experimenten und Gesprächsrunden sowie Vorträgen werden Einblicke in die alltägliche Arbeit und den Werdegang von Wissenschaftlern vermittelt“, heißt es weiter.
Die nächste Praktikumswoche zu „Verfahrenstechnik und technischer Kybernetik“ findet in der Woche vor den Herbstferien, vom 19. bis 22. September, statt. Bewerben können sich Gymnasiasten ab 16 Jahren. Die Plätze für maximal 30 Teilnehmer werden nach dem Anmeldezeitpunkt vergeben.