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Auszeichnung für Saale-Unstrut Warum Falstaff Luise Böhme zur „Beliebtesten Nachwuchswinzerin“ gekürt hat

Ein besonderer Beruf, ein ausgefallenes Hobby: An dieser Stelle berichten Menschen aus Sachsen-Anhalt von dem, womit sie sich in ihrem Alltag beschäftigen. Sie erzählen, wie das funktioniert und was so faszinierend daran ist.

Von Jessica Quick 24.03.2024, 12:00
 Luise Böhme
Luise Böhme (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Luise Böhme ist gerade einmal 23 Jahre alt und wohl das Beste, was der Weinregion Saale/Unstrut passieren konnte: Sie hat mit „Freygeist“ einen erfolgreichen Gebietswein ins Leben gerufen, ist in das Familienweingut in Kirchscheidungen (Burgenlandkreis) eingestiegen und wurde gerade vom Weinjournal Falstaff zur beliebtesten Jungwinzerin Deutschlands gekürt. Frau Böhme, wie machen Sie das?

„Allein die Nominierung war schon sehr überraschend. Ich habe mich riesig gefreut. Am Ende sehe ich den Preis als Leistung der gesamten Weinregion Saale/Unstrut. Im Vergleich zu anderen deutschen Anbaugebieten wie Rheinhessen oder Pfalz sind wir fast ein No-Name.

Viele denken, es sei naheliegend, dass ich Winzerin geworden bin. Meine Eltern bewirtschaften schließlich ein Weingut und ja, ich bin vor zwei Jahren mit eingestiegen. Aber mit zwölf Jahren sah meine Zukunft noch anders aus. Ich war Siebenkämpferin am Olympiastützpunkt in Halle. Das passt nicht unbedingt zum Alkohol. Mit 18 Jahren musste ich verletzungsbedingt ausscheiden. Meine Leidenschaft und Identifikation mit unserem Wein kam also erst spät.

Nach der Schule bin ich in Betriebe nach Südamerika gereist, Österreich und Südafrika – ein Jahr lang habe ich berufliche Erfahrungen gesammelt und mich dann entschieden, meine Leidenschaft auszubauen und wissenschaftlich zu untermauern. Seitdem studiere ich Weinbau und Kellerwirtschaft in Hessen. Ein Riesennetzwerk mit anderen Winzern in Deutschland, internationalen Kommilitonen ist entstanden. Gerade bin ich für zehn Wochen zur Weinernte in der Nähe von Melbourne in Australien.

Luise Antonie Böhme, die 51. Gebietsweinkönigin der Weinanbauregion Saale-Unstrut, steht auf dem Herzöglichen Weinberg zu Freyburg.
Luise Antonie Böhme, die 51. Gebietsweinkönigin der Weinanbauregion Saale-Unstrut, steht auf dem Herzöglichen Weinberg zu Freyburg.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Was mir zu Beginn des Studiums bei den vielen Gesprächen aufgefallen war: Saale/Unstrut kannte kaum jemand. Dabei haben wir so viel Potenzial. Meine Idee: ein Wein, der die Vielfalt unserer Region darstellt. Jeder einzelne Charakter ist sehr stark, warum nicht alle vereinen? So ist „Freygeist “ entstanden. Eine feinfruchtige Cuvée. Das war vor drei Jahren. Mittlerweile ist die Hälfte unserer Winzer bei dieser offenen Gebietswein- Plattform dabei. Das zeigt die Wertschätzung für dieses einzigartige Projekt.

Aus „Freygeist “ ist heute eine starke Marke geworden. Das war mein Ziel, als ich mich 2021 als Gebietsweinkönigin beworben hatte. Weinkönigin zu sein, heißt auch über viel Fachwissen zu verfügen, in Englisch gut aufgestellt zu sein. Von den 13 Königinnen aller deutschen Anbauregionen wurde ich ein Jahr später in Neustadt an der Weinstraße zur Deutschen Weinprinzessin gewählt.

Zwölf Monate lang durfte ich Deutschland vertreten. Ich bin auf Weinmessen bis nach Japan und China gefahren. Weinbaupolitik, Umwelt oder wirtschaftliche Schwerpunkte, das waren die Themen. Ich habe mit Erzeugern über Probleme und Sorgen gesprochen, im EU-Parlament an Diskussionen teilgenommen ... 250 Termine im Jahr. Das war ein anstrengendes, aber unglaublich schönes Jahr.

Seit Januar 2023 bin ich nun Beiratsvorsitzende im Weinbauverband Saale/Unstrut. Das Ehrenamt nimmt eine sehr große Rolle ein. Dabei geht es mir immer um den gemeinschaftlichen Grundgedanken: für die Region Saale/Unstrut und die Weinbranche im Allgemeinen. Ich denke, das ist es, was der Preis widerspiegelt.“