Arbeitslosigkeit auf tiefsten Stand seit 1991
Die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt hat ihren tiefsten Stand erreicht. Die viel beachtete Marke von 10 Prozent wurde im Jahresdurchschnitt aber noch nicht unterschritten. In der Bewertungen der Ursachen gehen die Meinungen weit auseinander.
Halle (dpa/sa) - Die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt hat 2015 den niedrigsten Stand seit 1991 erreicht. Die Marke von 10 Prozent konnte im Gesamtjahr aber nicht unterschritten werden. Im Durchschnitt lag die Arbeitslosenquote vergangenes Jahr bei 10,2 Prozent, wie die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Halle mitteilte. Im Vorjahr hatte die Quote noch 10,7 Prozent betragen.
Im Dezember stieg die Arbeitslosenquote saisonbedingt auf 9,9 Prozent nach 9,6 Prozent im November. Insgesamt waren im letzten Monat des Jahres gut 115 000 Menschen auf der Suche nach einem Job. Im Dezember 2014 hatte die Quote noch 10,2 Prozent betragen. Bundesweit stieg die Arbeitslosigkeit im Dezember dank des milden Winters lediglich um 0,1 Punkte auf 6,1 Prozent.
Für das laufende Jahr erwarten Forscher der Arbeitsagentur eine Stagnation der Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt. Die Beschäftigung wird demnach allerdings um ein Prozent leicht ansteigen. Zuletzt waren bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern 15 200 freie Stellen gemeldet.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) führte den Rückgang auch auf eine positive Wirkung des gesetzlichen Mindestlohns zurück. Immerhin kam es dadurch zum Abbau von Minijobs und zu mehr regulären Arbeitsverhältnissen in den Dienstleistungsbranchen, sagte Landeschef Udo Gebhardt auf Anfrage. Der gesetzliche Mindestlohn hat den Arbeitsmarkt generell robuster gemacht. Im Niedriglohnland Sachsen-Anhalt ist das von Bedeutung.
Der Arbeitsmarkt-Experte der CDU-Fraktion im Landtag, Peter Rotter, bezeichnete die niedrige Arbeitslosigkeit als Beleg für die gute Wirtschaftsentwicklung seit dem Regierungswechsel 2002 und für eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik der CDU-Fraktion. Die Bruttolöhne haben sich seit 1991 fast verdoppelt. Sachsen-Anhalt ist auf Wachstumskurs und wir setzen uns dafür ein, dass dies so bleibt, erklärte Rotter.
Der SPD-Arbeitsmarktexperte Andreas Steppuhn, sagte: Aktive Arbeitsmarktpolitik unter sozialdemokratischer Verantwortung zahlt sich ebenso aus wie die gute konjunkturelle Entwicklung in Deutschland insgesamt. Angesichts des Nullwachstums im Bereich der Wirtschaft seien die aktuellen Zahlen allerdings kein Grund zur Selbstzufriedenheit.
Die erfreuliche Abnahme der Arbeitslosenquote darf nicht darüber hinweg täuschen, dass Sachsen-Anhalt immer noch zu den Schlusslichtern der ostdeutschen Flächenländer gehört, sagte die Grünen-Fraktionschefin Claudia Dalbert. Für viele Menschen bleibt die unbefristete Vollzeitstelle ein nicht erfüllter Traum. Die Erwartung von Stagnation auf dem Arbeitsmarkt zeige, dass das Land in der Wirtschaftspolitik dringend einen Wechsel braucht.
Herausforderungen für das neue Jahr sind nach Angaben der Arbeitsagentur die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen, von älteren Arbeitslosen sowie von Flüchtlingen. Die Arbeitslosigkeit wird sich eher auf dem gegenwärtigen Niveau bewegen, sagte der Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt, Kay Senius. Die Nachfrage nach Arbeitskräften sei zuletzt in allen Branchen rückläufig gewesen.
Regional war die Arbeitslosigkeit auch im Dezember sehr unterschiedlich verteilt. Die höchste Quote wies der Landkreis Mansfeld-Südharz mit 13,4 Prozent auf. Am geringsten war die Arbeitslosigkeit im Landkreis Börde mit 7,3 Prozent. Die drei kreisfreien Städte Dessau-Roßlau, Halle und Magdeburg lagen mit 10,3 bis 10,8 Prozent leicht über dem Landesdurchschnitt.