Schwimmen: SCM-Schützling in Tokio auf Podest Hentke "schmettert" nach Erdbeben zu Bronze
Tokio/Magdeburg. Franziska Hentke ist am Sonntagmorgen fast aus dem Bett gerollt, Bernd Berkhahn saß zur gleichen Zeit im Frühstücksraum des APA Hotels in Tokio und betrachtete die wackelnden Lampen: Die japanische Hauptstadt begrüßte die Schwimmerin und ihren Trainer vom SC Magdeburg mit einem Erdbeben der Stärke 5,5 im Epizentrum zum zweiten Tag des Kurzbahn-Weltcups. "Ich hatte schlackernde Knie", berichtete Hentke.
Umso kräftiger war dann der Beinschlag im Becken, mit dem die 24-Jährige im Finale über 200 Meter Schmetterling Bronze gewann. Mit 2:04,97 Minuten hatte sie 94 Hundertstel hinter der Siegerin Katinka Hosszu aus Ungarn angeschlagen.
In den zwei Tagen zuvor hatte sich Hentke mit einem Grippevirus geärgert, am Samstag stieg sie zum leichten Training ins Becken. Und am Sonntagmorgen "hat sich der Vorlauf überhaupt nicht gut angefühlt" - vor allem aufgrund der Zeit: 2:07,63 Minuten. Aber das Finale "war schwimmerisch gut, auch die Übergänge. Nur die Abstöße an den Wenden waren schwach, da habe ich Zeit verloren", analysierte Hentke, die vier Tage zuvor in Singapur den ersten Weltcup-Sieg ihrer Karriere gefeiert hatte. "Das war ein sehr gutes Rennen, vor allem auf den letzten 50 Metern war Franziska stark. Insgesamt wäre sogar mehr drin gewesen", meinte Berkhahn.
Für beide geht es zum Abschluss ihrer Asientour am Montag nach Peking (China), wo am Donnerstag das Finale über Hentkes Paradestrecke ausgetragen wird. "Jetzt fehlt mir nur noch Silber", blickte sie augenzwinkernd voraus.
Für die Glanzleistung in Tokio sorgte die Russin Julija Jefimowa, die über 50 Meter Brust mit 28,71 Sekunden einen Weltrekord aufstellte. In jenem Rennen gewann Dorothea Brandt (Essen) Bronze (30,16). Bereits am Sonnabend hatte sie über 50 Meter Freistil Silber geholt (23,91 Sekunden) - und "getwittert": "Ich freumichIchfreumichIchfreumich ...". Daran konnte auch ein Erdbeben nichts ändern.