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Martin Woitag "Bei uns kann sich kein Sportler beschweren"

13.06.2015, 01:16

Martin Woitag, lassen Sie uns zunächst ein bisschen träumen. 1934 fand in Magdeburg die Schwimm-Europameisterschaft statt, damals an der Berliner Chaussee. Können Sie sich vorstellen, mit dem SCM ein ähnliches Ereignis zu organisieren - wie die deutschen Meisterschaften zum Beispiel?
Martin Woitag: Natürlich. Ich glaube jedoch, dass ich mein Team davon schwer überzeugen kann, auch weil die Elbehalle von den Kapazitäten her gegenüber anderen Hallen in Deutschland eher begrenzt ist. Diese Meisterschaft ist von der Größenordnung ähnlich angesiedelt wie die deutschen Jahrgangsmeisterschaften, die wir vor drei Jahren schon einmal ausgetragen haben. Solche Veranstaltungen bedeuten immer einen immensen Aufwand bei der Organisation, da 1000 Teilnehmer und 4 000 Starts das Minimum darstellen. Man könnte aber mal darüber nachdenken.

Denken wir noch ein bisschen weiter in die Zukunft: Wann begrüßen wir den nächsten Olympiasieger in Magdeburg?
(lacht) Zunächst steht die Weltmeisterschaft in Kasan im Fokus. Und im fließenden Übergang wird es darum gehen, das Team für Olympia in Rio 2016 zu formen. Wir haben mit unseren derzeitigen WM-Kadern Franziska Hentke, Johanna Friedrich, Finnia Wunram, Rob Muffels und Poul Zellmann bereits ein sehr starkes Team. Da gibt es entsprechende Konzepte, um sie intensiv zu fördern. Und auch für unseren starken Nachwuchs wird es im neuen Olympia-Zyklus Strategien und Unterstützung geben, so dass wir auf einen nächsten Olympiasieger hoffentlich nicht mehr so lange warten müssen.

Zuletzt hatte allein Helge Meeuw die Farben der SCM-Schwimmer bei Sommerspielen vertreten. Wo sehen Sie die Gründe für die neue Breite?
Was ich als starken Pluspunkt sehe, ist das Engagement von Bernd Berkhahn als leitenden Stützpunkttrainer. Er ist vor drei Jahren mit einem großen Team eingestiegen, welches sofort Leistungen präsentieren konnte und auch die Vereinskollegen stark motivierte. Das stimmt mich optimistisch, dass wir auch künftig eine starke Mannschaft im Spitzenbereich in Magdeburg haben.

Sie sind seit März dieses Jahres Vorsitzender der Abteilung. Was haben Sie sich auf die Fahnen geschrieben?
Vor vier Jahren bin ich im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit in die Abteilungsleitung eingestiegen. Seitdem versuchen wir, kontinuierlich die Leitung neu zu formen und auszurichten. Das hat sich bereits unter meiner Vorgängerin Andrea Jauert positiv entwickelt. Wir versuchen mit jüngeren Leuten frischen Wind reinzubringen und mit ihren Ideen die Trainer aktiv zu unterstützen.

Spüren Sie als Chef einer Gründungsabteilung des Vereins eine besondere Verantwortung allein aufgrund der erfolgreichen Historie?
Ja, das ist mir seit meiner Wahl im März so richtig bewusst geworden. Ich habe eine große Verantwortung, und ich spüre auch eine gewisse Erwartungshaltung seitens der Leistungssporttrainer. Da muss ich noch hineinwachsen, um ihnen das zu geben, was sie erwarten. Das sehe ich im Moment als das Hauptziel meiner Arbeit: die harmonische Zusammenarbeit mit Vereinsleitung, Trainern und Sportlern, um an Spitzenleistungen aus der Vergangenheit anzuknüpfen.

Sie haben circa 650 Mitglieder in Ihrer Abteilung. Ist diese Zahl über die Jahre konstant geblieben? Oder wird es immer schwieriger, Kinder fürs Schwimmen zu begeistern?
Die Mitgliederzahl hat sich in den vergangenen Jahren nur geringfügig verändert. Kinder fürs Schwimmen zu begeistern, ist überhaupt nicht kompliziert. In der Regel drängt es Kinder förmlich nach Bewegung. Man sieht es vor allem, wenn das Schuljahr beginnt. Dann häufen sich die Anfragen entweder über das Internet oder über die Trainer. Eltern wollen ihre Kinder über den Sport fördern. Die ersten Adressen sind in der Regel die Turner oder die Schwimmer, Sportarten also, die auch für die Allerkleinsten schon machbar sind. Bei uns geht es bereits bei den Dreijährigen los.

Was hat sich für Sie in der Infrastruktur in den vergangenen Jahren besonders positiv verändert?
Mit der Neugestaltung der Elbehalle 1994 hat die Stadt unseren Sportlern ideale Bedingungen geschaffen. Wir können hier nicht nur im Schwimm-, sondern auch im Strömungsbecken gezielt Leistungsdiagnostik betreiben. Mit den ebenfalls neu ausgestalteten Krafträumen und der Gymnastikhalle kann sich hier kein Sportler über fehlende Bedingungen beschweren. Der Breitensport trainiert in der Diesdorfer Halle. Auch diese Neugestaltung im Jahr 2011 ist eine der Grundlagen für die Erfolge bei Europa- und Weltmeisterschaften im Masterssport.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich würde mir ein kontinuierliches Wachstum der Abteilung und somit einen noch breiteren Nachwuchsbereich wünschen. Das geht jedoch nur mit einer größeren Anzahl an Trainern. Im Leistungssport sind wir mit Dagmar Hase, Herbert Schirrmeister, Stefan Döbler, Thomas Ackenhausen und Bernd Berkhahn sehr gut aufgestellt. Bei den ehrenamtlichen Übungsleitern im Nachwuchsbereich stoßen wir jedoch an unsere Grenzen. Mit dem Wunsch geht natürlich auch eine erhöhte Anzahl an Trainingszeiten einher. Das ist in Magdeburg mit seinen vielen Vereinen im Schwimmen und trotz der vier Hallen ein schwieriges Unterfangen.