Freiwasser Ein Sieg der drei Freunde
Zum Abschluss der deutschen Freiwasser-Meisterschaften am Barleber See haben sich alle Wünsche des SC Magdeburg erfüllt.
Magdeburg l Trainer Bernd Berkhahn hatte keine Stallorder vorgegeben. Was er zur Teambesprechung vor dem letzten Rennen bei den deutschen Freiwasser-Meisterschaften am Sonntag berichten konnte, war lediglich: „Die Jungs haben gesagt: Der Bessere soll gewinnen.“ Was er dann aber zur Leistung seines Sieger-Trios vom SC Magdeburg mit dem Meister Florian Wellbrock, mit Marcus Herwig auf Platz zwei und mit dem Dritten Rob Muffels am Sonntag im Barleber See zu sagen hatte, sagte der Coach in nur einem Wort: „Unfassbar.“ Das war es in der Tat – fünf Kilometer weit und 54 Minuten lang.
Das Rennen hatte entsprechend der individuellen Motivation nur Gewinner hervorgebracht: „Florian wollte zeigen, was er drauf hat, Marcus wollte das WM-Ticket lösen, und Rob wollte seine Teamqualitäten beweisen“, so Berkhahn. Wirklich alle Wünsche erfüllten sich. „Auch wenn man es mir gerade nicht ansieht, aber ich bin wirklich sehr glücklich“, sagte Herwig nach dem Zielanschlag völlig geschafft. Immerhin hatte er erst drei Tage zuvor den Titel über die doppelte Distanz geholt. Zum ersten Mal in seiner Karriere sicherte sich der 21-Jährige die Fahrkarte für eine Weltmeisterschaft. „Das freut mich tierisch für ihn“, erklärte Wellbrock.
Dazu reichte Herwig der zweite Platz, den er in 54:16,17 Minuten und mit 54,15 Sekunden Rückstand auf Wellbrock belegte. Der 19-jährige Meister, der eine Demonstration von Tempo und Stärke zeigte und auf der letzten der vier Runden über 1,25 Kilometer bereits 70 Meter Vorsprung auf die Verfolger hatte, hatte sich für die Beckenwettbewerbe (800 und 1500 Meter) bei der WM in Budapest (Ungarn/15. bis 30. Juli) qualifiziert, weshalb Chefbundestrainer Henning Lambertz keinen Start im Freiwasser erlaubt. „Ein bisschen traurig bin ich schon“, erklärte Wellbrock dazu.
Für Vizeweltmeister Muffels war ein Start über diese Distanz sowieso kein Thema, weil der Wettbewerb im Balaton (15. Juli) drei Tage vor dem Rennen über die olympischen zehn Kilometer ausgetragen wird. Dafür hätte er sich nicht eindrucksvoller für das Teamevent über 4x1,25 Kilometer anbieten können: „Ein Kapitän, wie man ihn sich wünscht“, lobte Berkhahn seinen Schützling. Der 22-Jährige hielt die Konkurrenz, die kein Mittel zur Eigeninitiative fand, drei Runden lang in Schach, forcierte das Tempo, bremste ein, verlängerte die Wege und hatte dann noch die Power, Bronze (54:17,36) abzusichern. So ebnete er Wellbrock und Herwig den Weg zu ihren Zielen. Und so gewinnen auch nur drei Freunde.
Herwig gehört nun gemeinsam mit Franziska Hentke, Aliena Schmidtke, Finnia Wunram, Wellbrock und Muffels zum sechsköpfigen WM-Aufgebot des SCM, mehr Starter stellt kein anderer deutscher Verein. „Er muss noch an seinem Endspurt arbeiten“, gab Muffels Herwig lächelnd mit auf den Weg zur WM. „Wir werden sicher noch einmal die Umfänge erhöhen und an der Schnelligkeit arbeiten“, sagte Herwig. Aber erst nach der Regeneration. Und die hatte er sich nun wirklich verdient.