Fußball Klare Kante beim FCM-Fanabend
Die zuletzt spielerisch dürftigen Auftritte des 1. FC Magdeburg waren großes Thema bei einem FCM-Fanabend. Es gab viele Emotionen.
Magdeburg l Nach dem Fanabend des 1. FC Magdeburg am Dienstagabend im Bistro Käseglocke wurde es doch noch gemütlich. FCM-Sportchef Maik Franz und Trainer Stefan Krämer lauschten mehr als eine Stunde mit einer Handvoll Fans.
Im offiziellen Teil, den der FCM-Fanbeauftragte Ralf Dobberitz und der Behinderten-Fanbeauftragte Gerald Altmann organisiert hatten, ging es allerdings durchaus hitzig zu. Zwar kamen mit nur rund 30 Anhängern deutlich weniger als erwartet, manche Fragen und sogar Vorwürfe an Krämer und Franz sowie die Spieler Dominik Ernst, Jürgen Gjasula und Sören Bertram hatten es aber in sich. Krämer wurde beispielsweise dafür kritisiert, dass Jürgen Gjasula nicht im Mittelfeld und Leon Bell Bell gar nicht spielt. Der Coach nahm sich nicht zurück, beantwortete jede Frage: „Wir haben Jürgen wegen der personellen Ausfälle in die Abwehr zurückgezogen. Ich weiß, dass er am liebsten im defensiven Mittelfeld spielen würde - und da werden wir ihn sicherlich auch bald wieder sehen.“ Auch zu Bell Bell hatte Krämer eine klare Meinung: „Wir haben die jungen Spieler wie Leon ganz sicher nicht abgeschrieben, sie werden auf ihre Spielzeit kommen.“
Aber auch Maik Franz musste sich mit Vorwürfen auseinandersetzen. Als es darum ging, dass ein Fan dem FCM ein katastrophales Spiel in Kaiserslautern (1:1) vorwarf, wurde Franz kurzzeitig wieder zu Iron Maik. „Niemand muss sich dafür entschuldigen, dass wir einen Punkt in Kaiserslautern geholt haben. Das ist bei einer solchen Mannschaft keinesfalls selbstverständlich“, wetterte er. Und: „Es ist sicherlich so, dass nicht alles gut ist - so schlecht, wie es manche sehen, ist es aber auch nicht. Wir werden die Ruhe bewahren und die Nerven behalten.“ Dafür erhielt der Sportchef spontanen Applaus und auch bestätigende Kommentare von einigen Gästen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Fanabends, der rund zwei Stunden dauerte, war die Art und Weise, wie der FCM momentan in der 3. Liga auftritt. Vielen Fans ist die Grundausrichtung des FCM auf dem rasen zu defensiv. „Herr Krämer, Sie sagten vor der Saison, dass ihre Mannschaft lieber zu wild als zu brav auftreten soll. Davon sehe ich nichts, es wird nur über Defensivstärke gesprochen“, ärgerte sich ein Fan. Es wurde die Sorge laut, dass der Club eventuell sogar bis in die Regionalliga durchgereicht werden könnte, wenn es spielerisch weiterhin so schlecht läuft. Krämer nahm die Sorgen ernst: „Die Aussage mit dem wilden Fußball hätte ich so vielleicht nicht machen sollen, weil zu schnell hohe Erwartungen geweckt werden. Wir werden uns aber soweit entwickeln, dass wir eine stabile Saison spielen, in der wir im besten Fall nicht nach unten gucken müssen.“
Krämer gab sich selbstkritisch, sieht gerade im Offensivspiel Nachholbedarf: „Defensiv läuft es wirklich gut, wir haben aber im Spiel nach vorne noch viel Luft nach oben. Wir wissen, dass wir gerade auswärts in der Pflicht stehen, besseren Fußball zu spielen. Die Jungs sollen keine Angst vor Fehlern haben, wir müssen da noch mehr Überzeugung haben.“
Die Trainingsinhalte hätten sich mittlerweile verschoben. „Wir trainieren mittlerweile 70, 80 Prozent für die Offensive. Den Fußball, den ich mir wünsche, werden wir mit der Defensivstärke als Basis bald sehen. Momentan sind wir aber noch nicht soweit“, betonte der FCM-Coach.
Sportchef Franz verteidigte unterdessen den Drei-Jahres-Plan, der vor der Saison bezüglich einer Rückkehr in die 2. Bundesliga ausgegeben wurde - und der von einigen Fans kritisch gesehen wurde. „Wir haben uns drei Jahre Zeit gegeben, um in die 2. Liga zurückzukehren. Es wäre natürlich schön, wenn es schneller klappt, vielleicht schon in dieser Saison. Es ist aber kein Muss. Wir brauchen für unseren Prozess einfach etwas Zeit, auch wenn das keiner mehr hören möchte“, sagte er. Und: „Wenn wir wieder in der 2. Liga sind, wollen wir mit einer ganz anderen Power antreten als beim ersten Mal. Da hat nämlich überall ein bisschen gefehlt und deshalb sind wir abgestiegen.“ Auch für diese Aussagen gab es Applaus und den Verweis auf den Plan, den Geschäftsführer Mario Kallnik im Jahr 2012 vorgestellt hatte und der dann in den Folgejahren sogar übertroffen wurde. Auch Aufsichtsratsmitglied Rolf Oesterhoff, der ebenfalls im Publikum saß, erinnerte an die durchwachsene Vergangenheit und die erfolgreichen vergangenen Jahre.
Neben den beiden Club-Verantwortlichen meldeten sich auch immer wieder die Spieler zu Wort. Jürgen Gjasula hatte eine klare Forderung, nahm das gesamte Team in die Pflicht: „Wir müssen mutiger spielen, das gilt für jeden bei uns. Das geht allerdings nicht auf Knopfdruck, Fußball ist immer auch Kopfsache.“ Auch Sören Bertram warb um Verständnis, „schließlich sind wir immer noch seit zehn Spielen ungeschlagen“.
Letztendlich waren Fans wie Verantwortliche und Spieler froh über den offenen Austausch. Der Fanabend, der vor Jahren bereits eine feste Institution war, soll demnach wieder zu einem festen und regelmäßigen Treffpunkt werden.