Fußball Vereine suchen Hilfe bei Stahlknecht
Der 1. FC Magdeburg und der Hallesche FC haben einen Brief an Innenminister Holger Stahlknecht geschrieben. Darin kritisieren sie den DFB.
Magdeburg l In Sachsen-Anhalt regt sich Widerstand. Der 1. FC Magdeburg und der Hallesche FC wollen sich vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) nicht unter Druck setzen lassen. Beide Vereine kämpfen weiterhin für einen Saisonabbruch. Nachdem der DFB auf die Bedenken einiger Vereine in den vergangenen Wochen nicht eingegangen ist und nun die Drittliga-Serie sogar ab 26. Mai fortsetzen will, haben jetzt FCM-Präsident Peter Fechner, Geschäftsführer Mario Kallnik und HFC-Präsident Jens Rauschenbach in einem Brief an Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht um Hilfe gebeten.
„Wir haben dem Innenminister, der für uns verantwortlich ist, unsere Bedenken und Probleme aufgezeigt, welche wir und viele andere Drittliga-Vereine momentan haben“, sagt Kallnik. „Der DFB macht momentan viel Druck, will die Saison zu finanziellen Lasten vieler Vereine unbedingt fortsetzen. Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass das der falsche Weg ist und dass die Drittliga-Saison abgebrochen werden sollte – aus gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gründen.“
Die Vereinsvertreter erhoffen sich, dass der Innenminister das Schreiben mit Ministerpräsident Reiner Haseloff bespricht. Stahlknecht machte sich in den vergangenen Wochen immer wieder für einen Drittliga-Saisonabbruch stark, da er aus wirtschaftlichen Gründen nichts von Geisterspielen hält.
Ein zentraler Punkt, der dem FCM und dem HFC ein Dorn im Auge ist, ist das DFB-Hygienekonzept. Dieses Konzept wurde von der Deutschen Fußball Liga (DFL) entworfen und vom DFB jetzt fast deckungsgleich übernommen. „Die Anforderungen gehen weit über das hinaus, was wir als Drittligisten kurzfristig umsetzen können“, betont Kallnik. Im Corona-Konzept werden beispielsweise ein Hygienebeauftragter, ein eigener Mannschaftskoch, mehrere Mannschaftsbusse, separate Kabinen, die räumliche Trennung der Behandlungsliegen und eine feste Zuordnung von Spielern zu mehreren Physiotherapeuten gefordert.
Und der FCM hat große Probleme beziehungsweise momentan nicht die notwendigen Strukturen, um diese Anforderungen zu erfüllen. Die Mannschaftsärzte haben bereits abgewunken, als sie gefragt wurden, ob sie die Aufgabe des Hygienebeauftragten übernehmen wollen. Deshalb versucht der Club, diese Stelle jetzt über eine öffentliche Ausschreibung zu besetzen.
Auch wirtschaftlich hätte eine Saison-Fortsetzung für den FCM negative Folgen. Kallnik sagte der Volksstimme bereits vor einer Woche, dass der Club allein durch die Geisterspiele mit einem Verlust von 742.000 Euro rechnet.
Anstelle der Saison-Fortsetzung erhoffen sich der FCM und der HFC durch einen Saisonabbruch einen Zeitgewinn, den alle Vereine gezielt nutzen könnten. „Wir hätten Planungssicherheit und könnten in den kommenden Monaten daran arbeiten, die notwendigen Anforderungen des Hygienekonzeptes zu erfüllen und könnten eine neue Saison mit eventuellen Geisterspielen wirtschaftlich planen“, sagt Kallnik. „Dann wären wir auf einen Start der neuen Saison im September viel besser vorbereitet, als das jetzt der Fall ist, und die Vereine könnten somit drohenden Insolvenzgefahren entsprechend vorbeugen.“
Dass der DFB den Abbruch-Befürwortern vorwirft, dass diese keine konstruktiven Alternativ-Vorschläge machen, verwundert den FCM-Geschäftsführer: „Wir haben einige Lösungsvorschläge angeregt. Diese wurden bisher nur nicht weiter verfolgt.“
Eine mögliche Variante im Zusammenhang mit einem Saisonabbruch: Die beiden Erstplatzierten, Duisburg und Mannheim, steigen auf. Außerdem gibt es keine Absteiger und die 3. Liga wird durch die Regionalliga-Meister aufgestockt. „Die nächste Saison würde somit ein Übergangsjahr bilden, mit dem Ziel, in der darauffolgenden Saison mit 22 Mannschaften an den Start zu gehen. Somit wäre gewährleistet, dass zukünftig alle fünf Regionalliga-Meister direkt aufsteigen“, erklärt Kallnik.