Sachsen-Anhalt-Derby Sind FCM und HFC Rivalen auf Lebenszeit?
Spiele zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem Halleschen FC stehen bei den Fußball-Fans hoch im Kurs. Doch wieso eigentlich?
Magdeburg/Halle l Das "Old Firm" - Celtic FC gegen Rangers FC in Glasgow, das "Superclásico" der Boca Juniors gegen River Plate in Buenos Aires, das "Classico" in Spanien zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona oder das deutsche "Revierderby" zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 sind Prestigeduelle, bei denen jedem Fußball-Romantiker das Herz aufgeht. Doch für Fußball-Fans in Sachsen-Anhalt gibt es nur ein wahres "Derby": 1. FC Magdeburg gegen den Halleschen FC. Vor allem für die Anhänger der beiden größten Fußball-Vereine in Sachsen-Anhalt sind die Spiele ein besonderer Höhepunkt. Aber war das schon immer so? Und woher kommt überhaupt diese Rivalität zwischen den beiden Städten?
Das Stadion ist ausverkauft. In der Stadt gibt es seit Tagen kein anderes Thema mehr. Wenn der FCM und der HFC aufeinandertreffen schaut Fußballdeutschland nach Sachsen-Anhalt - in die MDCC-Arena oder den Erdgas Sportpark. Egal ob in der Dritten Liga oder dem Landespokal - für Brisanz im "Landesderby" ist gesorgt. Ein Grund liegt dafür natürlich in der räumlichen Nähe - trennen das FCM-Stadion und die HFC-Arena doch nur etwa 100 Kilometer. So geht es bei solchen Spielen nicht einfach nur um drei Punkte, sondern um Prestige und den Stolz der Fans.
Zu Zeiten der DDR-Oberliga gab es bis auf wenige Ausnahmen keine freundschaftlichen Kontakte zu den Anhängern gegnerischer Mannschaften. Daher werden "Ost-Duelle" heute als so besondere Spiele eingestuft. Sportlich allerdings sahen die Magdeburger Mannschaften wie SG Dynamo Dresden im "Elbclásico" (Anlehnung an den spanischen "El Clásico"), den BFC Dynamo aus Berlin oder den FC Carl Zeiss Jena als größte Rivalen an, mit denen sie regelmäßig die Meisterschaft ausspielten. Doch auch damals schon hatte das "Landesderby" der beiden Teams aus Sachsen-Anhalt einen großen Stellenwert, nicht nur für die Fans.
Aber einen Derbycharakter mit solcher besonderer Brisanz und Rivalität wie wir es heute kennen, hatte dieses Spiel nicht. Erst nach der deutschen Wiedervereinigung entwickelte sich diese so wirklich. Aus den ehemals gleichrangigen Bezirkshauptstädten Halle und Magdeburg wurden plötzlich zwei Städte im wiedergebildeten Bundesland Sachsen-Anhalt, mit Magdeburg als Landeshauptstadt. Und doch war das "FCM gegen Halle" nicht das "Sachsen-Anhalt-Derby", wie wir es heute wahrnehmen. 1993 und 1994 trafen die beiden im Endspiel des Landespokals aufeinander. Und das vor gerademal 1000 Zuschauern.
Demnach entwickelte sich eine Rivalität, wie wir sie heute kennen, erst in den späten 1990er-Jahren. Kurz nach der politischen Wende war der Fußball für zahlreiche Fans zweitrangig geworden. Hinzu kam, dass die sportliche Heimat beider Vereine weit auseinanderdriftete. Der 1. FC Magdeburg verpasste zunächst den Sprung in den bezahlten Fußball, der HFC spielte zunächst 2. Bundesliga und Europacup, um dann den Absturz bis hinunter zur heutigen Verbandsliga zu erleben. Unter den Wendewirren hatte auch die Attarktivität des Ost-Fußballs zu leiden. Erst in der Oberligasaison 2000/2001 trafen beide Traditionsklubs nach sechs Jahren wieder in einem Punktspiel aufeinander. Von da an ging es um die Vorherrschaft des Fußballs in Sachsen-Anhalt und das heutige "Sachsen-Anhalt-Derby" war geboren.
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