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Bauausschuss lehnte am Montagabend mehrheitlich eine einheitliche Postleitzahl für die Hansestadt ab Gustav Wienecke: "Wir gehören alle in einen Suppentopf hinein"

Von Donald Lyko 25.01.2012, 05:25

Gardelegen l Aller guten Dinge sind drei... Oft vielleicht, aber wenn es um die derzeit noch drei Postleitzahlen in der Hansestadt Gardelegen geht, dann scheiden sich die Geister. Und das seit Monaten. Denn so lange läuft die Diskussion um die Einführung einer einheitlichen Postleitzahl und auch um die Umbenennung von Straßennamen schon. Mit der Sitzung des Bauausschusses am Montagabend ging die Diskussion in eine nächste Runde.

Eine Runde, von der sich die Stadtverwaltung erhofft, dass sie einen Schlussstrich unter das Streitthema zieht und am Ende eine einheitliche Postleitzahl eingeführt wird. Das nämlich schlägt sie mit dem jetzt vorliegenden Beschlussentwurf vor. Künftig sollen alle Ortsteile der Hansestadt Gardelegen die Postleitzahl 39638 führen. Die derzeit noch gültigen Postleitzahlen 39649 für den Miester Bereich und 39646 für den Ortsteil Kahnstieg sollen dann wegfallen.

Noch aber gibt es sie. Klar, denn der Stadtrat hat den entsprechenden Beschluss ja erst während seiner Sitzung am 6. Februar auf dem Tisch. Umso erstaunter war die Linke-Stadträtin Roswitha Stadie aus Mieste, als Bekannte ihr in der vergangenen Woche Ausweise mit neuen Adressaufklebern gezeigt hätten, auf denen schon die Gardeleger Postleitzahl steht. Darüber wundere sie sich ebenso wie über die Post, die die Stadtverwaltung ihr schickt - und bei der Mieste ebenfalls schon die Gardeleger Postleitzahl hat. Das berichtete Roswitha Stadie am Montag im Bauausschuss. Sie selbst verwendet ihre bisherige Anschrift, "und alle meine Post kommt an". Sie ist gegen die Einführung einer einheitlichen Postleitzahl. Auch, weil es andernorts weiterhin mit mehreren Postleitzahlen geht.

Als "vor einem Jahr mit dem Experiment begonnen wurde", wurde die neue Hansestadt Gardelegen als flächenmäßig drittgrößte Stadt in Deutschland ermittelt. Hinter Berlin und Hamburg. "Aber weder Berlin noch Hamburg haben eine einheitliche Postleitzahl", sagte die Stadträtin. Das Argument der Stadtverwaltung, eine einheitliche Postleitzahl fördere die Identifikation mit der Stadt, "erschließt sich mir nicht", sagte die Miesterin.

Von Baehr: Straßennamen sind entscheidender

Anders sieht es Wolfgang Reboné, Mitglied der CDU-Stadtratsfraktion und Schenkenhorster Ortsbürgermeister: "Wir wohnen doch alle in Gardelegen, darum ist eine einheitliche Postleitzahl richtig." Man könne ja den Ortsteil bei der Adresse schreiben, dann sei keine zweite Postleitzahl notwendig. Zustimmung dafür kam von Gustav Wienecke. "Mich interessiert nicht, wer es wie woanders macht. Wir sitzen hier in Gardelegen. Und wir müssen versuchen, Steine aus dem Weg zu räumen", sagte der Wannefelder Ortsbürgermeister und Stadtrat in der Gemischten Fraktion: "Eine Postleitzahl ist richtig, denn wir gehören alle in einen Suppentopf hinein."

Wienecke ging dann schon den Schritt weiter, der auf die einheitliche Postleitzahl folgen soll: die Umbenennung von Straßennamen. Derzeit gibt es im Stadtgebiet 91 doppelte Straßennamen. "Wenn eine Straße umbenannt wird, dann verliert doch keiner seine Identität", sagte der Wannefelder, dem die Diskussion langsam zu viel wird: "Als wenn wir keine anderen Sorgen haben." In Wannefeld waren die Straßennamen abgeschafft und die Häuser durchnummeriert worden.

"Erstaunt" über die Diskussion zeigte sich auch Peter Wiechmann aus Gardelegen, der als berufener Bürger für die SPD-Fraktion im Bauausschuss mitarbeitet. Die Debatte werde immer wieder hingezogen, obwohl es wichtigere Dinge zu beraten gibt, sagte er. Er persönlich findet es gut, dass es noch drei Postleitzahlen in der Hansestadt gibt. Darum schlug er vor, die Beschlussvorlage abzulehnen.

Hannelore von Baehr, Vorsitzende der Fraktion Freie Liste, formulierte ihre Meinung so: "Runter mit der Vorlage!" Sie könne weiterhin mit mehreren Postleitzahlen leben. "Den Ortsteil dazu schreiben, dann kommt es auch an", sagte die Gardelegerin. Und weiter: "Viel entscheidender sind die Straßennamen." Sie erzählte den Ausschussmitgliedern, wie die Anwohner ihrer Straße im Schlüsselkorb im Jahr 1975 eine Beschwerde "bis zu Honecker" eingereicht hatten, weil sie den Straßennamen behalten wollten. Von Baehr: "Man identifiziert sich mit dem Straßennamen."

Verwundert zeigte sie sich darüber, dass die Beschlussvorlage jetzt wieder behandelt wird. "Vor einem halben Jahr waren wir uns im Stadtrat einig, dass wir das nicht wollen", sagte sie und appellierte: "Lassen wir es, wie es ist." Auch Ausschussmitglied Sven Grothe (Fraktion Liste Feuerwehr) plädierte dafür, die Vorlage abzulehnen. Denn als gewählter Stadtrat müsse er die Meinung der Bürger, seiner Wähler, vertreten.

Bürgermeister wirbt ohne Erfolg um Zustimmung

"Ja", stieg Bürgermeister Konrad Fuchs in die Diskussion ein, "das hört sich gut an. Es ist immer leicht, Bürgern nach dem Munde zu reden. Das ist eine ganz normale Geschichte." Bei der einheitlichen Postleitzahl gehe es ihm "nicht primär um die Post, sondern um den Rettungsdienst und die Feuerwehr". Die Stadträte forderte er auf, "Kreuz zu beweisen und Notwendiges zu tun". Er bat um Zustimmung für die einheitliche Postleitzahl, "um eine Sache vom Tisch zu bekommen". Im Bauausschuss bekam er die Zustimmung am Montagabend nicht. Den drei Ja-Stimmen standen fünf Nein-Stimmen und eine Enthaltung gegenüber. Am Dienstag wird sich der Hauptausschuss mit dem Thema beschäftigen.