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Prachtband des Landesamts für Denkmalpflege erschienen Zwei Kulturgeschichten sind Stendal gewidmet

Von Reinhard Opitz 24.08.2011, 04:35

Der aufwendig gestaltete und prachtvoll bebilderte Band "Kulturgeschichten aus Sachsen-Anhalt" widmet der Stendaler Marienglocke ein eigenes Kapitel. Mit dem Winckelmann-Museum ist die Hansestadt auf den Seiten danach gleich ein zweites Mal vertreten.

Stendal. Heute ist Weihetag der Marienkirche. Da wird sie als Nummer 1 in der Turmstube um 11.50 Uhr und zum vollen Geläut um 17.50 Uhr wieder ihre unverwechselbare Stimme erheben: die Marienglocke des elf Glocken umfassenden Geläuts der Marienkirche. "Wir erwarten Glockenfreunde aus Salzgitter, aus Mannheim und anderen Städten, die sich das anhören wollen", sagt die Vorsitzende des Fördervereins Glocken St. Marien, Bärbel Hornemann.

Sie ist stolz auf die Schätze, die Stendal – und hier nicht nur die Marienkirche – in seinen Mauern birgt. Und sie freut sich, dass der soeben erschienene Band "Kulturgeschichten aus Sachsen-Anhalt" der Hansestadt gleich zwei Kapitel widmet. Das Winckelmann-Museum und die Marienglocke von Gerhard van Wou sind da in die Galerie der Landesschätze neben der Stiftskirche in Gernrode, der Altstadt von Quedlinburg oder dem Dessauer Bauhaus eingereiht. Darüber hinaus hat der Landkreis Stendal mit Tangermünde, Havelberg, Wust und Schönhausen in dieser Publikation des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie einen starken Auftritt.

Mit dem Glockengießer Gerhard van Wou (1450-1527) leisteten sich die reichen Stendaler für ihre neue Bürgerkirche den wohl berühmtesten Glockengießer seiner Zeit. Im Jahr 1490, 43 Jahre nach der Weihe des Gotteshauses, schuf der Niederländer gleich zwei mächtige Glocken für St. Marien: die fast fünf Tonnen schwere Marienglocke mit einem Relief der Madonna im Strahlenkranz und die halb so schwere Annenglocke, "Faule Anna" genannt.

"Van Wou war der erste, der über die Begabung verfügte, große Geläute tongenau aufeinander abgestimmt zu gießen", schreibt Mathias Köhler, Autor des Beitrages im "Kulturgeschichten"-Buch. Wohlklingende Schwestern der Maria und der Anna sind in Utrecht, Naumburg und Braunschweig zu finden. Und die berühmteste von allen ist die Maria Gloriosa im Erfurter Dom, die größte freischwingende Kirchenglocke des Mittelalters überhaupt.

Neun historische und zwei moderne Glocken machen das Stendaler Mariengeläut aus. "Diesen einzigartigen Schatz vor dem Untergang bewahrt zu haben, ist das Verdienst des 1996 gegründeten ¿Fördervereins Glocken St. Marien e. V.", lesen wir in den "Kulturgeschichten aus Sachsen-Anhalt". Seitdem sei "in Stendal die ¿klingende Spätgotik‘ wieder in ganzer Pracht erlebbar".