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Du bist Spitze Steckbyer gibt neue Hoffnung

Mathias Grundmann aus Steckby hat sich als Stammzellenspender typisieren lassen. Inzwischen konnte der 37-Jährige einem Krebskranken helfen.

Von Daniela Apel 11.03.2016, 05:00

Zerbst l Die vierjährige Hannah aus Hannover ist es 2013 gewesen, die Mathias Grundmann bewog, sich typisieren zu lassen. Das Mädchen war an akuter lymphatischer Leukämie (Blutkrebs) erkrankt und benötigte dringend eine Knochenmarkspende. Viele Menschen in ganz Deutschland bewegte das Schicksal des aufgeweckten Kindes. „Für mich ist es keine fremde Person gewesen“, erzählt der Steckbyer von der entfernten Verwandtschaft. So begann er sich für die Stammzellentransplantation zu interessieren. Einem Thema, zu dem er vorher keinen direkten Bezug hatte. „Es trifft einen erst, wenn man selbst jemanden kennt“, gibt der 37-Jährige zu.

Auch in Zerbst fand damals eine Typisierungsaktion für die kleine Hannah statt, organisiert hatte diese ihre hier lebende Tante Jessica Weller. 371 Personen beteiligten sich – darunter Mathias Grundmann. „Die Anmeldung hat länger gedauert, als die Blutabnahme“, erinnert sich der gelernte Erzieher, wie er schließlich in die zentrale Spenderdatei aufgenommen wurde. „2014 wurde ich das erste Mal reserviert“, schildert der Steckbyer. Zu einer Stammzellenspende kam es letztlich jedoch nicht.

Im August 2015 erhielt der junge Familienvater ein weiteres Mal Post. „Einen Tag später folgte der Anruf, dass sich der Arzt für mich entschieden hat“, berichtet Mathias Grundmann. Eine Voruntersuchung in der Uni-Klinik von Hannover folgte, um versteckte Tumore und übertragbare Krankheiten auszuschließen. Und erneut wurde ihm Blut abgenommen. Das medizinische Ergebnis war positiv. „Vom Arzt habe ich die Freigabe zum Spenden erhalten“, erzählt er von seinem „genetischen Zwilling“. Er erfuhr, dass es sich um einen männlichen Patienten aus Deutschland um die 50 handelt, für den seine Stammzellen gedacht sind.

Eine Woche vor der Spende bekam Mathias Grundmann ein Paket mit einem Medikament zugeschickt, das er sich fünf Tage immer morgens und abends spritzen musste. „Damit mein Körper anfängt, Stammzellen zu produzieren und auszuschwemmen“, erläutert der 37-Jährige. Schließlich nahte der Termin zur Entnahme der Stammzellen. Wieder fuhr der Steckbyer nach Hannover, wo die ganze Prozedur um 7.30 Uhr begann. Fünf Stunden war sein Blutkreislauf an eine Maschine angeschlossen, welche die Stammzellen aus seinem Blut filterte. „Direkt danach ist man schon gerädert“, gibt er zu.

Ein Vierteljahr später hat er nachgefragt, wie es dem Empfänger geht. „Er hat die Spende erhalten, lebt noch und ist auf dem Weg der Besserung“, erzählt der Steckbyer. Zugleich weiß er, dass es mitunter Jahre dauert, bis der Krebs endgültig besiegt ist. Zumal die Stammzellenspende die letzte Möglichkeit ist, solch schwerkranken Patienten zu helfen. Laut Deutscher Knochenmarkspenderdatei liegt die Chance, dass jemand in den ersten zehn Jahren nach der Typisierung als Fremdspender in Frage kommt, bei nur einem Prozent. Und theoretisch spendet jeder nur einmal im Leben. „Außer es findet sich weltweit wirklich kein anderer Spender“, sagt Mathias Grundmann. Er selbst ist für die nächsten zwei Jahre für den Fall gesperrt, dass sein Empfänger eine Nachspende benötigt. Der 37-Jährige würde sich wünschen, dass sich mehr Menschen typisieren lassen. Momentan ist es so, dass für jeden fünften Patienten kein geeigneter Spender gefunden wird. Und alle 16 Minuten erhält ein Mensch in Deutschland die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs. „Man kann auch finanziell helfen“, bemerkt Mathias Grundmann. Kostet doch allein jede Typisierung rund 50 Euro.