Carfreitag Polizei kontrolliert Tuningszene im Harz am Osterwochenende
Alle Jahre wieder war der Tunnel an der Rappbodetalsperre zu Ostern Treffpunkt für Anhänger der Tuningszene. Dieses Jahr ist der Tunnel gesperrt. Wie der Carfreitag im Harz verlief.
Landkreis Harz/Blankenburg (vs) - Der Tunnel an der Rappbodetalsperre ist über das gesamte Osterwochenende gesperrt - die Anhänger der Tuningszene kamen dennoch am sogenannten Carfreitag in den Harz. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz: Die Beamten des Harzer Reviers wurden dabei von Kollegen der Landesbereitschaftspolizei, des Zentralen Verkehrs- und Autobahndienstes, der Landespolizei Niedersachsen sowie Polizeikräften aus verschiedenen Revieren der Polizeiinspektion Halle, Stendal und Magdeburg unterstützt. Insgesamt waren mehr als sechzig Polizisten im Dienst, inklusive der Besatzungen zweier Polizeihubschrauber, teilt eine Sprecherin des Harzer Reviers mit.
Anhänger der Auto- und Tuningszene sowie diverse Schaulustige sammelten sich in diesem Jahr konzentriert auf dem Großparkplatz eines Gewerbegebiets in Blankenburg. Hier kamen zeitweise bis zu 1.100 Personen und etwa 850 Kraftfahrzeuge zusammen. Trotz der großen Personen- und Fahrzeugansammlungen blieben Verkehrsbehinderungen überwiegend aus. Darüber hinaus wurden keinerlei Gefahrensituationen registriert, die ein polizeiliches Einschreiten erfordert hätten, heißt es in der Bilanz des Einsatzes.
Umfangreiche Kontrollen
Schwerpunkt des Polizeieinsatzes war hauptsächlich die Kontrolle des ordnungsgemäßen und verkehrssicheren Zustands von Fahrzeugen sowie das Verhalten von Verkehrsteilnehmern im Straßenverkehr. Die Polizisten beanstandeten etwa jedes vierten kontrollierte Kraftfahrzeug. Dreiundzwanzig Fahrern wurde die Weiterfahrt aufgrund sicherheitsrelevanter Mängel untersagt. Dennoch stießen die Einsatzmaßnahmen auf eine mehrheitlich positive Resonanz und hohe Akzeptanz bei den Verkehrsteilnehmern, resümiert die Polizeisprecherin.
Insgesamt wurden circa 439 Kraftfahrzeuge beziehungsweise deren Fahrer überprüft. Davon wurden 123 Autos beanstandet und in diesem Zusammenhang 119 Ordnungswidrigkeitsanzeigen und drei Strafverfahren eingeleitet. in 23 Fällen untersagten die Polizisten die Weiterfahrt, des Weiteren registrierten sie Mängel in 28 Fällen.
Der beliebte Tunnel an der Talsperre
Bei 35 Fahrzeugen war die Betriebserlaubnis erloschen, zwei weitere nicht pflichtversichert. Zwei Fahrer waren ohne Führerschein unterwegs, einer stand unter Alkoholeinfluss, in seinem Fall wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.
In den vergangenen Jahren war der Harz am Osterwochenende und insbesondere am sogenannnten Carfreitag Ziel von Anhängern der Auto- und Tuningszene, erinnert die Polizeisprecherin. Diese konzentrierten sich auf den Bereich der Landesstraße 96 an der Rappbodetalsperre sowie dem dortigen Verkehrstunnel. Dieser ist innerhalb der Auto- und Tuningszene beliebt und ist dort als sogenannte „Soundröhre“ bekannt, da er den Motorensound verstärkt.
Bürgerbeschwerden
Im Zusammenhang mit dem Treffen der Auto- und Tuningszene gingen vermehrt Hinweise und Beschwerden von Bürgern ein. Diese schilderten wiederholt risikoreiche Fahrmanöver, Fahren mit unangemessener Geschwindigkeit, Beschleunigungsrennen, übermäßige und gefährdende Straßenbenutzung sowie Autorennen. Parallel hielten sich mehrere Hundert Schaulustige im Tunnel auf, die überwiegend auf der Fahrbahn stehend den Geschehnissen folgten. Diese Verhaltensweisen stellen ein Gefahrenpotenzial für die Allgemeinheit dar, woraufhin die Polizeibeamten entsprechend reagierten, so die Reviersprecherin.
Im Jahr 2022 versammelten sich am „Carfreitag“ bis zu 400 Personen und 70 Kraftfahrzeuge zeitgleich innerhalb des Rappbodetunnels. 2023 kam es bereits in den Vormittagsstunden des „Carfreitags“ zu massiven Verkehrsbehinderungen auf der L 96 durch Kraftfahrzeuge, die der Tuningszene zugeordnet werden konnten. In der Spitze hielten sich etwa 325 Kraftfahrzeuge und ca. 700 Personen im Bereich Rappbodetalsperre auf. In den Vorjahren wurde es daher immer wieder notwendig, den Tunnel zu räumen und diesen zur Verhinderung von Gefahren zu sperren.
Von 2019 bis 2023 leiteten Polizeibeamte allein am „Carfreitag“ 21 Strafverfahren, unter anderem wegen verbotener Straßenrennen oder des Fahrens ohne erforderliche Fahrerlaubnis ein. Zugleich stellten die eingesetzten Beamten 902 Verkehrsordnungswidrigkeiten fest.
Weitere Kontrollen
Der Landkreis Harz hatte im Vorfeld des Osterwochenende eine Sperrung des Tunnels im Verlauf der L 96 an der Rappbodetalsperre über das gesamte Osterwochenende veranlasst. Eine Entscheidung, die nicht überall auf Zustimmung stieß. Anbieter im Oberharz wie Immo-Feldmer von der Harzköhlerei Stemberghaus hatten die Sperrung über mehrere Tage als nachteilig für die Touristen kritisiert.
Für die Dauer des gesamten Osterwochenendes ist weiter mit verstärkter Polizeipräsenz im gesamten Harzkreis zu rechnen, kündigt die Reviersprecherin an. Den Bereich der Rappbodetalsperre werden Polizeibeamte bis Dienstag, 2. April 2024, 5 Uhr, konzentriert überwachen.
Grundsätzlich werden neben den täglichen Verkehrskontrollen zur Steigerung der Sicherheit des Straßenverkehrs auch perspektivisch gezielte Verkehrssicherheitsaktionen im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Harz stattfinden.