Jubiläum 30 Jahre IWH: Haseloff kritisiert Wirtschaftsforscher
Halle - Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff hat zum Jubiläum des Wirtschaftsforschungsinstituts IWH auch Kritik an der Arbeit der Ökonomen aus Halle geübt. Bei der Festveranstaltung zum 30. Jubiläum des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Montag in der Leopoldina sagte der CDU-Politiker nach Angaben seines Sprechers, man habe sich auch Hinweise für den Transformationsprozess im Land gewünscht.
Als das IWH 2011 auf der Kippe gestanden habe, habe sich die Landesregierung für den Erhalt eingesetzt. In den darauffolgenden Jahren habe man die Relevanz für das Bundesland aber kaum wahrgenommen und kaum konkrete Vorschläge erkennen können. „Das ist ein bisschen enttäuschend“, sagte ein Sprecher der Staatskanzlei.
Haseloff fand bei seiner Rede jedoch auch lobende Worte. Das Institut habe den Wandel der neuen Bundesländer nach der Wiedervereinigung fast von Anfang an „begleitet, erklärt, analysiert und eingeordnet“, sagte er laut Redemanuskript. Die IWH-Beiträge zeichneten sich durch Kompetenz, Fundiertheit und Meinungsstärke aus.
Das IWH gehört zu dem Kreis der Experten, die Gutachten und Prognosen zum Wirtschaftswachstum in Deutschland abgeben. So waren IWH-Ökonomen zuletzt auch an der gemeinsamen Frühjahrs-Konjunkturprognose führender Wirtschaftsforschungsinstitute beteiligt.
Der Zusammenbruch der Industrie in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung habe der Bevölkerung viel abgefordert, sagte Haseloff. „Man kann davon ausgehen, dass die wahre Unterbeschäftigung vor allem zwischen 1992 und 1995 etwas mehr als ein Drittel der erwerbsfähigen Bevölkerung ausmachte.“ Es habe kaum eine Familie ohne eine Akte beim Arbeitsamt gegeben. Damals war nicht abzusehen, dass später sogar die Vollbeschäftigung in Sichtweite kommen würde.
Sachsen-Anhalts Wirtschaft habe in den letzten Jahrzehnten Krisenfestigkeit bewiesen, sagte Haseloff. Die neuen Herausforderungen könne man nur gemeinsam lösen: Im Land und mit Bund und EU. Wichtig sei, die Gesellschaft zusammenzuhalten und der Wirtschaft das nötige Rüstzeug zur Verfügung zu stellen. „Notfalls auch mit Energieträgern, von denen wir uns eigentlich so schnell wie möglich verabschieden wollten“, sagte Haseloff.