Neuer Corona-Impfstoff / Pfizer / Biontech Corona-Variante: Virologe Kekulé kritisiert schnelle Freigabe von neuem Impfstoff
Der Virologe Alexander Kekulé kritisiert die Schnellfreigabe des neuen Corona-Impfstoffs von Biontech-Pfizer gegen die Variante BA.5.

Halle/Berlin - Der Virologe Alexander Kekulé hat die Schnellfreigabe des neuen Corona-Impfstoffs von Biontech-Pfizer gegen die Variante BA.5 kritisiert: „Sehen Sie, wir sprechen hier weiterhin von Notfallzulassungen, und ich frage mich, welcher Notfall hier vorliegt. Den BA.5-Impfstoff hätte es angesichts des relativ guten BA.1-Impfstoffs eigentlich nicht unbedingt gebraucht. Und selbst bei dem ist ja nicht nachgewiesen, dass er besser vor schweren Verläufen schützt als die bisherigen Vakzine“, sagte er im Interview dem Portal „t-online.de“.
Alexander Kekulé kritisiert Stiko
Parallel hatte Kekulé in einem Gastkommentar für die „Welt“ das Vorgehen der Ständigen Impfkommission (Stiko) gerügt: „Noch schnell vor der erwarteten Corona-Herbstwelle hat die Europäische Arzneimittelbehörde vergangene Woche einen neuen, an die Omikron-Untervariante BA.5 angepassten Booster-Impfstoff zugelassen. Die dafür vom Hersteller Biontech zur Verfügung gestellten Daten waren jedoch so dürftig, dass sich viele Fachleute die Augen reiben. Bereits wenige Tage später sprach die Ständige Impfkommission, die sich bisher als besonders gründliche Kontrollinstanz rühmte, eine uneingeschränkte Empfehlung aus, und zwar allgemein ab 12 Jahren, für Risikopersonen sogar schon ab fünf Jahren.“
Noch weniger sei über Art und Häufigkeit von Nebenwirkungen der neuen Vakzine bekannt. Kekulé: „Bei den mRNA-Impfstoffen gegen Covid treten jedoch seltene, ungewöhnliche Nebenwirkungen wie Thrombosen und Herzmuskelentzündungen auf.“ Da niemand wisse, worauf die Nebenwirkungen der mRNA-Impfstoffe beruhen, könne auch niemand vorhersagen, ob sie nach der Anpassung an BA.1 beziehungsweise BA.5 häufiger oder seltener auftreten werden.
Daten zu Nebenwirkungen fehlen weiterhin
Kekulé erwähnte die Kritik des US-Forschers Peter Doshi, der kürzlich im Interview der „Welt“ darauf hingewiesen hatte, dass die Rate schwerer Nebenwirkungen in den ursprünglichen Zulassungsstudien von Moderna und Biontech möglicherweise unterschätzt wurde.
Dieser Verdacht lässt sich bislang nicht überprüfen, weil die Hersteller die Studiendaten nicht herausgeben würden. Pfizer wollte diese erst im Mai 2023 veröffentlichen, habe aber kürzlich diesen Termin um neun Monate hinausgeschoben. Doshi: „Begründung: Eine einzige von rund 44 000 Personen, die an der Studie teilnehmen, sei erst im April 2022 zum zweiten Mal geimpft worden. Das verzögere nun alles.“