Internet Ein Roboter als Kollege: Erstes Robotik-Festival in Dresden
In Dresden treffen sich erstmals internationale Experten und Unternehmen der Robotik-Branche. Die hat zunehmend den Mittelstand im Blick. Sachsen will sich als internationaler Standort etablieren.
Dresden - Ein Roboter als Kollege - der Gedanke ist auch im Handwerk längst nicht mehr abwegig. „Er soll den Handwerker nicht ersetzen, aber schwere, monotone oder gefährliche Arbeiten abnehmen“, sagt Daniel Hübschmann von der Handwerkskammer Dresden. Beim ersten Robotik-Festival auf dem Dresdner Messegelände, das am Donnerstag (16. September) eröffnet wird, gehört die Handwerkskammer zu den rund 300 Teilnehmern aus Wirtschaft, Industrie und Forschung. Bis zum 22. September wird über Trends der Branche und deren Zukunft diskutiert. Neben Robotik-Herstellern sind auch Wissenschaftler aus Asien, den USA und Schweden sowie zahlreiche Start-ups dabei.
In Glasereien, Tischlereien und beim Steinmetz kommen bereits Roboter zum Einsatz, so Hübschmann. Selbst in einem sächsischen Keramikbetrieb, der die Tassen für den Striezelmarkt herstellt, werden die Henkel mittlerweile mit Hilfe einer Maschine angebracht. So habe der Handwerker mehr Zeit für seine kreativen Aufgaben.
Während in der Auto- oder Halbleiterindustrie Roboter schon längst zum Alltag gehören, erkennen auch mittelständische Unternehmen und Handwerker zunehmend das Potenzial von Robotik- und Automatisierungslösungen, so Thomas Schulz, Geschäftsführer des Branchenverbandes Robot Valley Saxony und Initiator des ersten Robotik-Festivals. Die Wirtschaftsförderung Sachsen und das Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Dresden unterstützen das Festival, mit dem sich Sachsen als internationaler Standort für die Branche etablieren will.
Schulz sieht den Freistaat mit seiner Forschungslandschaft sowie Automobilbau, Mikroelektronik und Maschinenbau gut gerüstet, um „Impulsgeber“ für eine wachsende Branche zu werden. „Die Musik geht gerade richtig los, was den Robotik-Markt angeht. Wir müssen mitmischen, wir haben extremes Know-how am Standort.“
Rund 250 Unternehmen, 24 Robotik-Start-ups sowie 40 Forschungsinstitute mit 35 000 Beschäftigten arbeiten den Angaben zufolge in Sachsen an Robotik-Projekten. Die Branche erwirtschaftet bisher knapp sechs Milliarden Euro. Viele Unternehmen im Freistaat sind laut Verband vor allem an der Schnittstelle zwischen Robotikherstellern und Anwendern aktiv - und liefern individuelle Lösungen auch für den Mittelstand.
Das demonstriert auf der Messe auch Frank Fitzek, Professor und der Leiter des „Deutschen Telekom-Lehrstuhls für Kommunikationsnetze“ an der TU Dresden. Er zeigt einen Roboter, der vorsichtig Teiglinge greift und sie in eine Backform einsortiert. Auch Teigrühren und Kneten kann der Greifarm. Das Besondere: Der Roboter lernt durch Nachahmen, es sind keine schwierigen Programmiercodes notwendig. Die TU arbeitet dafür mit dem Dresdner Start-up Wandelbots zusammen. „Der Mensch zeigt der Maschine, was sie machen soll“, so Fitzek. Für einen Test ist der Roboter bereits bei einem Bäcker zum Einsatz gekommen.
Olaf Gehrels, Co-Vorstand des Deutschen Robotikverbandes, sieht großen Bedarf für solche Anwendungen. Die Corona-Krise habe als Beschleuniger für die Digitalisierung gewirkt. „Nun müssen wir den Schwung in die Robotik tragen.“ Er forderte von einer neuen Bundesregierung mehr politisches Engagement für die Robotik-Branche und Unterstützung für Start-ups - etwa durch den Abbau steuerlicher Hürden. In Amerika und Asien würden Milliarden in die Automatisierung investiert. „Wir müssen aufpassen, dass wir den Anschluss nicht verlieren“, warnte Gehrels.