Lutherstadt Wittenberg 25.000 Gäste beim Reformationsfest: Auch Proteste
Sachsen-Anhalt gilt als Wiege der Reformation, die Lutherstadt Wittenberg ist ihr Zentrum. Am 31. Oktober wird deshalb in der ganzen Stadt gefeiert - in diesen Zeiten bedeutet das aber auch Proteste.
Wittenberg - Mehrere tausend Menschen aus allen Teilen Deutschlands und aus verschiedenen Religionen haben am Montag in der Lutherstadt Wittenberg das Reformationsfest gefeiert. Die Stadt, in der Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel der Kirche an die Tür der Schlosskirche geschlagen haben soll, lockte mit Gottesdiensten, Konzerten, Führungen und einem historischen Marktspektakel mit mehr als 80 Ständen. „Wir haben locker die Besucherzahl von 25 000 geknackt, die Stadt ist brechend voll“, sagte Madlen Züchner, Geschäftsführerin der städtischen Marketing GmbH, der Deutschen Presse-Agentur. „Die Massen schieben sich durch die Straßen. Alles ist absolut gelungen.“
Während der Festgottesdienste am Vormittag war der Krieg in der Ukraine ein großes Thema. So rief die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, in ihrer Predigt in der Schlosskirche zu Friedensgesprächen auf. Sie ermutigte die Menschen, der Kraft des Wortes mehr zuzutrauen. „Die Alternative zum gerechten Frieden darf doch nicht endloser Krieg sein. Niemals darf Krieg die Politik ersetzen“, sagte sie laut Mitteilung. „Darum: Verachtet Verhandlungen nicht. Glaubt an die Kraft des geistesgegenwärtigen Wortes. Traut den kleinsten Schritten etwas zu.“
Ein Höhepunkt des Festes waren nach Angaben der Stadt in diesem Jahr die „Wittenberger Klangthesen“. Für die Kunstinstallation haben Bürger jeweils eine These Luthers eingesprochen. Sie wurden per Lautsprecher auf dem Gelände des Bunkerberges abgespielt, was symbolisch für die Verbreitung der 95 Thesen auf der Welt stehen soll. Auf dem Arsenalplatz hatte das Bündnis „Wittenberg Weltoffen“ zu einer Friedensaktion geladen, zudem nutzten viele Menschen die Gelegenheit, an Stadtführungen durch das historische Zentrum teilzunehmen. Hierbei standen die Cranach-Häuser, das Rathaus, das Lutherhaus und die Schloss- und Stadtkirche auf dem Programm.
Parallel zum friedliche Fest fanden mehrere Protestaktionen und Kundgebungen statt. Dazu hatten mehrere rechte Gruppen aufgerufen. Nach Angaben einer Polizeisprecherin vom Montagabend folgten weit über 2000 Menschen den Aufrufen unter dem Motto „Reformation 2.0“. „Das ist nichts, was unser friedliches Fest in irgendeiner Form beeinträchtigt oder trübt“, sagte Züchner.