Energie Experte: Eigner kann Druck bei Kohleausstieg machen
Kann der Mehrheitseigentümer des Kohlekraftwerks Rostock Druck für eine frühere Stilllegung machen? Kann er, meint der Energie-Experte Pao-Yo Oei von der Universität Flensburg. Mehrheitseigner ist das grün geführte Bundesland Baden-Württemberg.
Flensburg/Rostock - In der Diskussion um eine frühere Stilllegung des Steinkohlekraftwerks Rostock sieht der Energieexperte Pao-Yu Oei von der Universität Flensburg das grün geführte Baden-Württemberg als Mehrheitseigner am Zug. Mehrheitseigentümer könnten verstärkt Druck auf Unternehmensentscheidungen ausüben, selbst wenn sie nicht im Alleingang entscheiden könnten, sagte Oei der Deutschen Presse-Agentur.
Das Kraftwerk in Rostock gehört zu 50,38 Prozent dem Energieversorger EnBW, einer 100-prozentigen Tochter des Landes Baden-Württemberg. Die restlichen Anteile hält RheinEnergie. Die Grünen in Mecklenburg-Vorpommern fordern im Landtagswahlkampf, das 1994 ans Netz gegangene Kraftwerk bis 2025 stillzulegen. Die Betreiber sind zurückhaltend. Sie erklären auf der Internetseite des Kraftwerks: „Wir haben uns als Ziel gesetzt, dem allgemeinen Trend der Brennstoffumstellung zu folgen.“ Beschlusslage in Deutschland ist, dass bis spätestens 2038 aus der Kohleverstromung ausgestiegen wird.
Oei erinnerte an den Verkauf der Braunkohlesparte durch den schwedischen staatlichen Energiekonzern Vattenfall im Jahr 2016. „Dies geschah nach einem Regierungswechsel hin zu einer rot-grünen Regierung in Schweden“, sagte er. „Die Grünen hatten versprochen, bei Gewinn der Wahl aus Kohlegeschäften auszusteigen und so entschieden sie sich, auch nach großem Druck von Nichtregierungsorganisationen nach der Wahl, für den Verkauf der Braunkohlesparte - auch wenn dies für sie zum damaligen Zeitpunkt nicht unbedingt die betriebswirtschaftlich beste Auswahl war.“
Die Grünen in MV hatten das Land Baden-Württemberg mit seinem grünen Ministerpräsidenten Manfred Kretschmann in Sachen Kohleausstieg in Rostock in Schutz genommen. BaWü habe trotz Aktienmehrheit keine direkte Einflussnahme auf das operative Geschäft, hatte der Spitzenkandidat zur Landtagswahl, Harald Terpe, behauptet. Das mache allein der Vorstand. Und der dürfe keine wirtschaftlichen Verluste in Kauf nehmen, indem er auf politische Forderungen reagiere.
Vattenfall hat im Juli im Zuge seiner Kohleausstiegspolitik ein Kraftwerk in Hamburg-Moorburg stillgelegt. Es war erst im Jahr 2015 ans Netz gegangen.