1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Deutschland
  6. >
  7. Geburten: Hebammenkreißsäle in Sachsen-Anhalt immer beliebter

Geburten Hebammenkreißsäle in Sachsen-Anhalt immer beliebter

Der Trend zur natürlichen Geburt ist auch in Sachsen-Anhalt spürbar. Immer mehr Frauen suchen daher sogenannte Hebammenkreißsäle auf. Was ist das Besondere an dem Angebot der Kliniken?

Von dpa Aktualisiert: 21.12.2022, 05:19
Im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara bespricht Kathrin Eichhorn (M) mit ihren Teamkolleginnen anstehende Aufgaben.
Im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara bespricht Kathrin Eichhorn (M) mit ihren Teamkolleginnen anstehende Aufgaben. Waltraud Grubitzsch/dpa/Produktion

Halle - Die Betreuungsangebote der Hebammenkreißsäle in Sachsen-Anhalt werden immer beliebter. Immer mehr werdende Mütter würden sich im Land für diese Geburtsform entscheiden, sagte Kathrin Eichhorn, Leitende Hebamme im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle.

Die Hebammenkreißsäle oder auch hebammengeleitete Kreißsäle sind ein zusätzliches Angebot einiger Kliniken in Deutschland, erklärte Eichhorn. Ziel sei es, die Frau mit der Betreuung durch eine Hebamme bei der Geburt zu begleiten - nach Möglichkeit ohne zusätzliche ärztliche Betreuung. Bei Komplikationen könne ein Arzt aber jederzeit hinzugerufen werden, so Eichhorn.

Deutschlandweit gibt es mittlerweile 25 Standorte, die Hebammenkreißsäle anbieten. Die Zahl steigt laut Eichhorn stetig an. „Wir waren in den neuen Bundesländern vor etwa drei Jahren der erste Hebammenkreißsaal, also eine Art Pilotprojekt“, sagte Eichhorn. In Sachsen-Anhalt hat das Uniklinikum in Halle als zweiter Standort ebenfalls ein solches Angebot geschaffen. Im Norden des Landes gibt es bislang keine hebammengeleiteten Kreißsäle.

Hebammenkreißsäle umschreiben lediglich die Nutzung des normalen Kreißsaals in der Klinik, machte Eichhorn klar. Das Konzept werde in die bestehenden Räumlichkeiten integriert. „Das heißt, wir haben jetzt hier nicht irgendeinen Raum oder Abteilung, die sich Hebammenkreißsaal nennt.“ Die Nutzung des Modells setzt ein Gespräch voraus. „Wir gehen dann mit ihr einen Kriterienkatalog durch und schauen dann auch, ob die Frau überhaupt für diese Betreuungsform geeignet ist“, so die Expertin. Diabetes oder hoher Blutdruck sprechen unter anderem gegen eine solche Entbindung. Dann kommt eine Zweitkontrolle. „Wenn sie dann zu Geburt kommt und erfüllt noch immer alle Kriterien, dann erfolgt die Betreuung mit einer Hebamme“, erklärte Eichhorn das zentrale Prinzip.

Die steigende Nachfrage erklärt sich Eichhorn mit einem anhaltenden Trend zur natürlichen Geburt. „Wir sind da offensichtlich in eine Lücke reingetappt. Frauen wünschen sich wieder vermehrt natürliche Geburten.“ Sie wählen laut Eichhorn dieses Konzept, weil sie eben nicht mit allen möglichen Mitteln während und vor der Geburt in Berührung kommen wollen. „Das heißt, sie wollen keine Schmerzmittel, keine Venenmittel.“ Es geht um die eins-zu-eins Betreuung. „Wenn man ihr kontinuierlich Begleitung schenken kann und ihr Mut zusprechen kann, ist das oft genau so gut wie ein Schmerzmittel - nur mit dem Unterschied, dass man nur die positive Wirkung hat.“

Die Umstellung zum Hebammenkreißsaal nimmt einige Zeit in Anspruch. „Bei uns hat das ein knappes Jahr gedauert“, sagte Eichhorn. Es werde mehr Personal gebraucht. „Das erhöht auch die Kosten“, so die Hebamme. Jeder Kreißsaal könne grundsätzlich zum Hebammenkreißsaal werden. Das Konzept müsse aber gut durchgearbeitet werden und den Qualitätsstandard angepasst sein.