Verfahren medienanstalt Berlin-Brandenburg Neues Video von Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen: "KenFM verlässt Deutschland"
Seit Jahren verbreitet der ehemalige RBB-Journalist Ken Jebsen Halbwahrheiten und Verschwörungsmythen. Nun will der politische Aktivist Stadt und Land angeblich verlassen.
Berlin. Dass die Internetplattform YouTube im Januar 2021 seinen Videokanal sperrte, ist für den politischen Aktivisten und Querdenker Ken Jebsen kein Hindernis, weiterhin Halbwahrheiten und Verschwörungen zu verbreiten. Auf seiner Webseite "KenFm" veröffentlicht der ehemalige RBB-Radiomoderator immer noch regelmäßig seine Gedanken zur aktuellen Coronapolitik.
Die neue Botschaft von Jebsen ist für seine Anhänger wohl weniger erfreulich. In seinem neusten "KenFM"-Video vom 4. Mai verkündete der 55-Jährige nun unter dem Titel "mabb – Wenn das Wahrheitsministerium Maulkörbe verteilt", dass er Stadt und Land verlassen will. Grund sei vor allem die aktuelle Auseinandersetzung mit der Medienanstalt Berlin-Brandenburg.
Medienanstalt Berlin-Brandenburg: Anhörung am 14. Mai
Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) wirft Ken Jebsen vor, dass die Webseite "KenFM" nicht seiner journalistischen Sorgfaltspflicht nachkomme. Im Februar 2021 forderte die Medienanstalt das Online-Angebot postalisch auf, Quellen für vier verfasste Kommentare, welche auf dem Portal veröffentlicht wurden, nachzureichen. Bis Mitte Mai hätte Jebsen Zeit, um bei der MABB eine Stellungnahme abzugeben.
Am 14. Mai soll es eine Anhörung geben, berichtet Jebsen, der eigentlich Kayvan Soufi Siavash heißt. Die Einleitung eines Verfahrens kritisiert der politische Aktivist in seinem Video scharf. Er fühle sich in seiner Pressefreiheit eingeschränkt. Zudem sei die Anhörung politisch motiviert, denn es handele sich dabei um Kommentare, die "Corona-Impfstoffe, Corona-Maßnahmen, Corona-Masken" thematisierten. Zudem habe er schon einige Anpassungen vorgenommen und zusätzliche Quellen für Behauptungen eingereicht. Diese wurden jedoch abgelehnt.
Quellen von Jebsen werden nicht anerkannt
Dabei geht es auch um einen Kommentar von Querdenker-Ikone Wolfgang Wodarg, der seit gut einem Jahr behauptet, bei der Coronavirus-Pandemie handele es sich um Panikmache. Der Lungenarzt Wodarg ist für die MABB keine Quelle. Und dies aus gutem Grund. Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete suggeriert immer wieder, dass er mit seinen 74 Jahren und reichem Berufsleben all die Erfahrung hat, die man braucht, um eine solche Krise beurteilen zu können.
Seine Videos, in denen er erklärt, dass die Präventionsmaßnahmen völlig überzogen seien, weil es gar keine wirkliche Pandemie gebe, gehen fast so viral wie das Virus selbst. Den Virologen, die davor warnen, unterstellt er, es gehe ihnen nur um Geld und Aufmerksamkeit. Zahlreiche Experten haben seinen Aussagen entschieden widersprochen.
Verschwörungen, Halbwahrheiten & Antisemitismus
In seinen vergangenen Videos behauptete "KenFM" unter anderem, Microsoft-Mitgründer Bill Gates denke darüber nach, Menschen im Rahmen von Impfungen gezielt zu sterilisieren. Falschinformationen, die unter anderem vom Faktenchecker »Correctiv« widerlegt wurden. Im Januar 2021 wurde Jebsens YouTube-Kanal gesperrt: "Die Videos auf dem Kanal KenFM haben gegen unsere Covid-19-Richtlinien verstoßen", teilte damals ein Youtube Sprecher mit.
Ken Jebsen ist ehemaliger RBB-Radiomoderator und war 2014 nach antisemitischen Äußerungen vom Sender entlassen worden. So behauptet er öffentlich, die Mächtigen der USA würden von Menschen mit jüdischen Wurzeln gesteuert, deren Ziel die „Schaffung eines israelischen Großreichs“ sei. Sich selbst beschreiben die Macher hinter "KenFM" als "unabhängiges Presseportal". Nun denn, sollte der politische Aktivist nicht den Forderungen der Medienanstalt Berlin-Brandenburg nachkommen, kann es sein, dass auch seine Webseite abgeschaltet wird.