1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Deutschland
  6. >
  7. St. Martin ritt durch Pommes und Salat

Der Laternenumzug gehört zum deutschen Kulturgut - früher waren Schüler und Lehrer aber textsicherer St. Martin ritt durch Pommes und Salat

05.11.2013, 01:15

Köln (dpa/vs) l An den Halloween-Grusel mag sich manch einer im Straßenbild noch nicht gewöhnen. Im Ausland geht es dagegen manchen mit "unserem" November-Brauch ebenso - dem Martins-Singen, auch als "Laterne gehen" bekannt.

Beim St. Martinszug der Deutschen Evangelischen Gemeinde im Londoner Hyde Park etwa scheint zunächst alles wie daheim: Laternen, Lieder, Weckmänner. Als sich Eltern und Kinder ums Martinsfeuer gruppieren, kommt allerdings ein asiatischer Tourist auf sie zu. "Entschuldigung, was ist das für eine Zeremonie? Vermutlich vertreiben Sie mit den Laternen böse Geister, oder? Und das da" - er zeigt auf eine Kiste mit Weckmännern - "das sind Opfergaben, stimmt\'s?"

Die richtige Martinsstimmung will sich längst nicht überall einstellen. Ein deutscher Kindergarten in New York veranstaltet seinen Martinsumzug traditionell auf der verlassenen Promenade des Seebads Rye. Wind und Wellen übertönen die dünnen Stimmchen der Kinder. Und nach ungefähr eineinhalb Liedern ist die Promenade zu Ende und man steht vor den Weiten des Atlantischen Ozeans.

Was das Singen betrifft, muss man auch im Stammland einen Niedergang konstatieren. Früher waren Schüler - und auch Lehrer - textsicherer. Heute sitzen vor allem Parodien. So kennen viele Kinder die Zeilen "Sankt Martin ritt durch Pommes und Salat, sein Ross steht still am Cola-Automat".Wenn eine Kindergartengruppe die alten Lieder heute auch nur halbwegs hinbekommt, ist das bei YouTube schnell für über 300.000 Abrufe gut.