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Rugby Ein Raufsport für Gentlemen

Rugby ist eine der neuen olympischen Sportarten. Sebastian Scholz von den Rugby-Legionären Magdeburg erklärt das Spiel.

Von Jörn Wegner 05.08.2016, 01:01

Magdeburg l In Großbritannien, Südafrika, Australien und vielen anderen Ländern ist Rugby ein äußerst populärer Sport. In Deutschland fristet es ein Schattendasein. Trotzdem wird Rugby gespielt, so auch in Sachsen-Anhalt.

Herr Scholz, Fußball ist ein Sport von Gentlemen, der von Rowdys gespielt wird. Rugby ist ein Rowdy-Sport für Gentlemen. Was bedeutet dieser Spruch?

Sebastian Scholz: Rugby ist sehr kontaktreich und körperbetont. Wir tragen die sportlichen Konflikte im Spiel aus. Danach und außerhalb des Spielfelds geht es friedlich und freundschaftlich zu. Wir unterstellen dem Fußball, dass es dort manchmal anders ist.

Woher kommt Rugby, und worum geht es?

Rugby kommt aus England, aus der Stadt Rugby. William Webb Ellis hat dort 1823 bei einem Fußballspiel, das unentschieden stand, keine Lust mehr gehabt und den Ball mit der Hand ins Tor getragen. Der Ball muss durch die gegnerische Verteidigungslinie in deren Feld gebracht und abgelegt werden, dafür gibt es Punkte. Im Prinzip geht‘s darum, den Ball vom Gegner zu erobern und damit Punkte zu machen.

Was ist das Besondere am olympischen 7er-Rugby?

In der deutschen Bundesliga und weltweit wird 15er-Rugby gespielt. Es gibt 15 Spieler, beim olympischen 7er-Rugby gibt es nur sieben. Außerdem verkürzt sich die Zeit von zweimal 40 Minuten auf zweimal sieben Minuten.

Wie viele Vereine gibt es in Sachsen-Anhalt?

Zwei, die Rugby-Legion in Magdeburg und die Rugby-Rovers in Halle. Beide Vereine spielen in der Mitteldeutschen 7er-Liga, ein Pilotprojekt mit elf bis zwölf Turnieren im Jahr. Halle spielt noch in der zweiten Bundesliga.

Wo liegen die Rugby-Hochburgen?

Ganz klassisch in Heidelberg, da gibt es mehrere Vereine. Der Pokal ging aber in diesem Jahr nach Pforzheim. Weitere Hochburgen sind Hannover und Berlin. Das heißt, Magdeburg würde logistisch perfekt dazwischenpassen.

Wer spielt in Magdeburg Rugby?

In Magdeburg spielen vorwiegend Studenten. Unsere Erfolge in den vergangenen Jahren liegen sowohl an guter sportlicher Grundausbildung als auch an Native-Sportlern, die also in ihrer Heimat bereits gespielt haben.

Warum ist Rugby kein Massensport wie Fußball?

Dazu muss man in die Geschichte zurückschauen. Fußball und Rugby waren mal in einem gemeinsamen Verband organisiert. In der deutschen Geschichte war es dann aber Anfang des 20. Jahrhunderts nicht mehr gewollt, dass dieser britische Sport weiter in den Fokus rückt. Da haben sich die Verbände getrennt. Fußball wurde einfach am meisten politisch forciert. Rugby verbreitet sich heute zwar zusehends global, ist aber nach wie vor hauptsächlich in den Commonwealth-Ländern konzentriert. Mittlerweile schwappt die Welle auch auf Nordamerika über, weil es für die Zuschauer ein interessanter Sport ist.

Benötigen Rugby-Spieler bestimmte Voraussetzungen?

Es gibt für jeden Spielertyp auch eine Position auf dem Platz. Es ist natürlich toll für den Trainer, Hünen oder Supersprinter zu haben. Man kann aber sagen, dass für jeden Spieler etwas dabei ist. Es gibt also keine Ausschlusskriterien.

Wie sind Sie selbst auf Rugby gekommen?

Ich habe nach einem Sport gesucht, der mich ausfüllt. Da das bei Handball nicht der Fall war, bin ich vor mittlerweile 18 Jahren zum Rugby gekommen.

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