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Prozess Frauen setzen Ex nackt im Wald aus

Zwei Frauen sollen ihren gemeinsamen Ex nackt im Wald ausgesetzt haben, um ihm einen Denkzettel zu verpassen.

23.10.2017, 23:01

Frankfurt/Oder (dpa) l Gewalt, Telefonterror, Auflauern vor dem Haus: An ihre Ehe und die Phase nach der Trennung hat die 39-Jährige keine guten Erinnerungen. „Er wusste immer, wo ich war“, sagt sie über ihren Ex und weint. Die blonde Frau sitzt am Montag auf der Anklagebank im Landgericht Frankfurt (Oder). Sie versucht zu schildern, warum sie sich zu einer Racheaktion gegen ihren Ex hinreißen ließ. Neben ihr: Eine Ex-Freundin ihres geschiedenen Mannes, die ebenfalls angeklagt ist. Die beiden sollen sich zusammengeschlossen und den Mann nackt im Wald bei Berlin ausgesetzt haben. Laut Anklage wollten sie ihm einen Denkzettel verpassen.

Die beiden Frauen sollen ihr 45 Jahre altes Opfer im März 2015 entführt, es durch eine Schlägergruppe verprügelt haben lassen und schließlich nackt in einem Wald ausgesetzt haben. Gemeinschaftliche Freiheitsberaubung und gefährliche Körperverletzung legt ihnen die Anklage zur Last. Die vier Männer, die geholfen haben sollen, sind bis heute unbekannt geblieben.

Ihren Ex bekommen die beiden Frauen zum Prozessauftakt nicht zu Gesicht – er wird voraussichtlich am nächsten Verhandlungstag am Freitag als Zeuge gehört werden. Während die Ex-Frau ausführlich die frühere Beziehung beschreibt, wird die andere angeklagte Frau noch nicht gehört. Damit bleibt zunächst unklar, wie sie zu den Tatvorwürfen steht. Die frühere Ehefrau räumt eine Tatbeteiligung ein und betont zugleich, dass die Aktion quasi aus dem Ruder lief und sie nicht geplant gewesen sei.

Vor Gericht stellt die 39-Jährige das Ganze so dar: Sie habe nach etlichen wirkungslosen Strafanzeigen gegen ihren Ex und dem ständigen Leben in Angst vor neuen Attacken keinen Ausweg mehr gesehen. „Er sollte mich doch einfach nur in Ruhe lassen“, betont sie. Weinend hätte sie an einem Tag im März in ihrem Auto an einer Bushaltestelle in Bernau (Barnim) gesessen. Plötzlich habe ein fremder Mann an ihr Auto-fenster geklopft und ihr Hilfe angeboten. „Er sagte, er hätte Freunde, die gerne jemandem weh tun, beispielsweise einen Finger abschneiden“, berichtet sie. Sie hätten sich schließlich drei Tage später auf einem Parkplatz in Zepernick verabredet, einen gemeinsamen Tatplan hätte es jedoch nicht gegeben, beteuert sie.

Am Tattag war sie dann angeblich mit der Mitangeklagten losgezogen, um den Ex zur Rede zu stellen. „Irgendwie“ seien sie auf dem vereinbarten Parkplatz gelandet, wo der fremde Mann mit drei anderen auf sie gewartet habe. Der weitere Tatablauf habe „nicht mehr in unserer Hand“ gelegen, schildert die Angeklagte. Sie saß demnach hinter dem Steuer des Kleintransporters, die Ex-Freundin auf dem Beifahrersitz, während „die Typen“, die mit Akzent gesprochen haben sollen, das überraschte Opfer auf die Ladefläche zogen. Dann – so die Angeklagte – hätten sie den Mann mit Fäusten und Fußtritten malträtiert, mit Kabelbinder gefesselt und seine Ohren und Augen mit Klebeband verschlossen.

Die unbekannten Helfer hätten das Opfer in einem Waldstück ausgeladen und ausgezogen, während die Frauen im Fahrzeug gewartet hätten. Laut Anklage musste der Mann langsam bis 100 zählen, bevor er sich selbst befreite. Ihm sei auch gedroht worden, dass er erschossen werde, wenn er zu schnell zähle. Die Täter hätten den Mann dann zurückgelassen. Auf der Rückfahrt sei kaum gesprochen worden, sagt die Angeklagte. „Die Männer stiegen aus und verschwanden.“ Der nackte Ex hatte schließlich einen Autofahrer angehalten.

Im Vorfeld hatte es stundenlange Rechtsgespräche zwischen den Verfahrensbeteiligten gegeben. Der Vorsitzende Richter Ulrich Karkmann machte dabei deutlich, dass er der Angeklagten ihre Darstellung von den mysteriösen Helfern nicht glaubt. Im Falle eines echten Geständnisses hingegen könnten die Frauen mit Bewährungsstrafen davonkommen, stellte er in Aussicht.