„Kauf von Grönland“ durch Donald Trump Grönland und unbequeme Wahrheiten
Trumps Pläne zeigen auch die Schwäche Europas und seine Probleme mit der eigenen Kolonialgeschichte.
In Europa zeigt sich die Spitzenpolitik empört und zugleich verunsichert: Die anmaßenden Gedanken des designierten US-Präsidenten Donald Trump über Grönland, dessen „Kauf“ oder „Besetzung“ er nicht mehr ausschließen wolle, offenbaren aber auch die Schwäche Europas. Man ist wieder machtlos. Die Außengrenzen sind gegen die illegale Migration ungesichert, die Integration klappt nicht, der Ukraine-Krieg könnte in einem Desaster enden, die Armeen schwächeln, die Wirtschaft lahmt, die Kassen sind leer.
Dennoch konzentriert sich die EU-Spitze um Ursula von der Leyen (CDU) weiterhin auf illusorische Pläne im Kampf gegen Russland, zum Stoppen des Klimawandels sowie auf den Umbau von Energieversorgung und Industrie, deren Folgen für erhebliche Teile der Bevölkerung nachteilig ausfallen könnten.
Dass Trump seine bizarren Ideen, die auch für seine Verhältnisse extrem erscheinen, überhaupt offen aussprechen kann (die für US-Strategen im Hinterzimmer vielleicht gar nicht so neu sind), liegt letztlich auch daran, dass Grönland trotz begrenzter Autonomie de facto immer noch eine Kolonie ist – die des EU-Mitglieds Dänemark.
Die erste Landnahme norwegischer Wikinger in „Grünland“ (wie es im Englischen immer noch heißt) während der mittelalterlichen Warmzeit ab Ende des 10. Jahrhunderts scheiterte durch eine neue Kältewelle, den Abbruch der Verbindung nach Europa und durch Konflikte mit den Ureinwohnern um 1450. Grönland war nämlich keineswegs ein menschenleerer Raum gewesen. So war es auch zur dänischen Kolonisierung seit dem 18. Jahrhundert. Die Interessen der indigenen Bevölkerung, die noch bis in die siebziger Jahre von der dänischen Regierung als Menschen zweiter Klasse behandelt und „umerzogen werden mussten“, spielten in der Politik Kopenhagens nie eine große Rolle. Doch Grönland ist ihr Land und nicht das der Dänen, so sieht das die Mehrheit unter den Nachkommen der Ureinwohner.
Grönlands Premierminister Mute Egede hat in seiner jüngsten Neujahrsansprache wieder darauf gedrängt, die Unabhängigkeit von Dänemark anzustreben, so „Euronews“: „Wie andere Länder in der Welt müssen wir daran arbeiten, die Hindernisse für die Zusammenarbeit – die wir als die Fesseln des Kolonialismus bezeichnen können – zu beseitigen und voranzukommen“, so Egede weiter.
Wenn die USA den Grönländern, deren militärischen Schutz sie mit ihren Soldaten auf der Basis Thule seit langem übernehmen (was Dänemark nicht leisten kann), ein gutes Angebot machen, ist es keineswegs ausgeschlossen, dass sie über eine Annäherung an Amerika nachdenken werden.