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Nebenwirkungen der Corona-Politik Hatten Lockdowns Folgen für Hirnreifung?

In einer Studie werden Zusammenhänge mit der Psyche von Jugendlichen vermutet.

16.09.2024, 22:31
Die Schulschließungen während der Corona-Zeit hatten Auswirkungen auf Kinder.
Die Schulschließungen während der Corona-Zeit hatten Auswirkungen auf Kinder. Foto: imago

In einer wissenschaftlichen Studie wird ein möglicher Zusammenhang zwischen den Isolationsphasen während der Pandemie und einer beschleunigten Gehirnreifung bei Kindern und Jugendlichen hergestellt. Die Forscher sehen darin mögliche Ursachen für die Zunahme psychischer Erkrankungen nach Corona. Darüber berichtet „RP online“.

In der Studie, die auf dem renommierten Journal PNAS veröffentlicht wurde, wird nun ein möglicher Zusammenhang zwischen der Zunahme psychischer Erkrankungen nach der Pandemie und einer schnelleren Gehirnreifung bei Kindern und Jugendlichen während der Lockdown-Phasen erkannt. Die Wissenschaftler zeigten auf, dass die Gehirnrinde Heranwachsender in diesem Zeitraum schneller dünner wurde als normalerweise in dieser Entwicklungsphase üblich, so „RP online“.

Dass die Gehirnrinde bei Heranwachsenden schmaler wird, gehört zur normalen Hirnreifung dazu. Den an der Studie beteiligten Wissenschaftlern zufolge geschah dieser Prozess bei den untersuchten Kindern ungewöhnlich schnell. Bei Mädchen lag die durchschnittliche Beschleunigung der Gehirnentwicklung demnach bei 4,2, Jahren, bei Jungen waren es 1,4 Jahre. Laut den Forschenden kann eine vorschnelle Verdünnung der Gehirnrinde negative Folgen haben. Dazu zählt ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung neuropsychiatrischer und verhaltensbezogener Störungen.

Sofie Valk vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig kritisierte die Studie wegen der geringen Zahl der Teilnehmer (160 Kinder und Jugendliche). Auch sei der direkte Zusammenhang zwischen der Dicke der Gehirnrinde und der psychischen Gesundheit der Kinder und Jugendlichen nicht untersucht worden.

Belegt sind bereits enorme psychische Belastungen für Kinder und Jugendliche sowie Bildungsdefizite durch die langen Schulschließungen während der Corona-Zeit in Deutschland.

„Der überwiegende Teil der bis zur zweiten Pandemiewelle durchgeführten Studien zeigte eine relevante Verschlechterung des Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“, hatte ein Autorenteam des Robert-Koch-Instituts (RKI) bereits im Februar 2023 in einem Rapid Review festgehalten. Dafür waren 39 Studien ausgewertet worden. (UK)