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Pegelstände steigen Nach Neckar und Mosel: Hochwasser stoppt Rhein-Schifffahrt

Mit "Burglind" hat das Jahr nass und stürmisch begonnen. Jetzt steigen die Pegelstände vieler Flüsse und behindern den Schiffsverkehr. Doch es wird wieder trockener und kälter. Ein Meteorologe sagt: fast schon so wie richtiger Winter.

05.01.2018, 17:11
Verkehrsschilder im Hochwasser des Rheins in Duisburg. Foto: Christoph Reichwein
Verkehrsschilder im Hochwasser des Rheins in Duisburg. Foto: Christoph Reichwein dpa

Berlin (dpa) - Die Hochwasserlage bleibt in weiten Teilen Deutschlands bedrohlich und zwingt zunehmend die Schiffskapitäne zu Pausen. Nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt sind mit Rhein, Donau, Main, Mosel, Saar, Neckar und Weser sieben Flüsse zumindest abschnittsweise betroffen.

So wurde auch auf dem Oberrhein die Schifffahrt eingestellt. Weiter rheinabwärts, etwa bei Köln, könnte es am Wochenende so weit sein. Doch Meteorologen wecken nach dem regenreichen Jahresbeginn nun Hoffnung auf trockeneres Wetter: Am Sonntag bleibt es dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge weitgehend niederschlagsfrei.

In der Nacht zum Freitag war die Situation im Schwarzwald-Städtchen St. Blasien besonders kritisch. Regen und Tauwetter führten zu Überschwemmungen und Erdrutschen; zwischenzeitlich drohte Katastrophenalarm. Etwa 120 Menschen kamen in einer Halle unter, die meisten konnten bis zum Morgen in ihre Häuser zurückkehren. Verletzt wurde niemand.

Tagsüber entspannte sich die Lage dann. Das Innenministerium Baden-Württemberg warnte jedoch davor, dass wegen hoher Wasserstände und durchnässter Böden auch in den nächsten Tagen noch Hänge abrutschen, Bäume umstürzen und Keller volllaufen könnten. Uferbereiche und Wälder sollten nicht betreten werden.

In Baden-Württemberg starb eine 28 Jahre alte Rettungsschwimmerin bei einer Hochwasserübung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Sie ertrank am Donnerstag in der Nähe von Schwäbisch Hall im Fluss Kocher, als ihr Boot kenterte. In Frankreich wurde bei Hochwasser ein Deutscher vermisst gemeldet. Der Mann um die 70 aus Baden-Württemberg sei vermutlich an seinem Zweitwohnsitz in Rouvres-sur-Aube, nördlich von Dijon, ins Wasser gefallen, sagte die Präfektin des Verwaltungsbezirks Haute-Marne, Françoise Souliman.

In Köln, wo das Flussbett des Rheins besonders eng ist, rechneten die Experten für Sonntag mit einem Pegelstand von 8,20 bis 8,70 Metern. Die kritische Marke für Kapitäne liegt bei 8,30 Metern. "Die Schifffahrt wird auf jeden Fall eingestellt werden. Die Frage ist der Zeitpunkt", sagte ein Sprecher der Hochwasserschutzzentrale.

Anwohner in Deutschlands viertgrößter Stadt sind nicht in Gefahr. "Bebaute Gebiete im größeren Umfang sind in keinster Weise bedroht", sagte der Sprecher. Für Dienstag rechneten die Experten mit einem Höhepunkt von etwa 9 Metern. Die Schutzwände in der Kölner Altstadt sind für Wasserstände von deutlich mehr als 11 Metern ausgelegt.

In Düsseldorf wurde an der Altstadt eine Schutzwand errichtet, um zu verhindern, dass Wasser vordringen kann. Auch die Feuerwehr bereitete sich auf Einsätze vor. "Sandsäcke werden gepackt, der Bestand wird aufgefüllt", sagte ein Stadtsprecher.

Auf den Rhein-Nebenflüssen Neckar und Mosel war die Schifffahrt schon vorher eingestellt worden. An der Mosel stieg der Wasserstand am Pegel Trier in der Nacht über die kritische Acht-Meter Marke. In Heidelberg wurde die B37 an der Altstadt gesperrt, weil der Neckar über die Ufer trat. In Saarbrücken wurde am Freitag die Stadtautobahn gesperrt, weil die Saar stieg und eine Überflutung drohte.

Auch in Bayern liefen Keller voll und Straßen mussten gesperrt werden. Im gesamten bayerischen Alpenraum herrscht erhebliche Lawinengefahr. In Schleswig-Holstein galt wegen Hochwassers ein Tempolimit für Schiffe auf dem Nord-Ostsee-Kanal.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartete bis Freitagabend Dauerregen im Schwarzwald mit 70 bis stellenweise 120 Litern pro Quadratmeter. Dazu kommt, dass Schneemassen in den Höhenlagen wegen der milden Temperaturen schnell wegschmelzen. Im Allgäu wurden Abflussmengen von 50 bis 100 Litern pro Quadratmeter bis Freitagabend erwartet.

Am Samstag ist in einem Streifen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen über die Mitte hinweg bis nach Sachsen mit Regen zu rechnen. "Etwa südlich des Mains bleibt es weitgehend trocken und Richtung Alpen auch länger sonnig", hieß es vom DWD. Zugleich wird es kälter. Am Samstag sinken die Temperaturen auf Werte zwischen zwei bis zehn und am Sonntag auf ein bis neun Grad. Hinzu komme Nordost-Wind, so dass sich die Luft im Norden wie minus zwei Grad anfühlen könne. "Das ist doch fast schon so wie richtiger Winter", meinte Meteorologe Martin Jonas.

Tief "Burglind" hatte am Mittwoch in Teilen Deutschlands orkanartige Böen und peitschenden Regen gebracht. Nach ersten Schätzungen hinterließ der erste Sturm des neuen Jahres dreistellige Millionenschäden. Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) geht allerdings davon aus, dass "Burglind" in Deutschland deutlich weniger als eine halbe Milliarde Euro Schaden verursacht hat.

Damit wäre "Burglind" zwar ein schwerer, aber kein Rekordsturm gewesen. Das Ranking der fünf schwersten Winterstürme der vergangenen 20 Jahre führt laut Verband noch immer "Kyrill" an. Der Sturm hinterließ 2007 versicherte Sachschäden in Höhe von über zwei Milliarden Euro.

DWD-Warnlagebericht

Mitteilung BDB

Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg

Hochwassermeldungen für Mosel/Saar/Sauer

Pegel Köln

Ministerium zu Unwetterlage in Baden-Württemberg

Warum die Pegelstände steigen

Schilder eines Radweges und einer Fähre stehen im Stadtteil Zündorf in Köln im Wasser. Foto: Oliver Berg
Schilder eines Radweges und einer Fähre stehen im Stadtteil Zündorf in Köln im Wasser. Foto: Oliver Berg
dpa
Zwei Männer machen am in Saarbrücken ein Selfie auf der A620, der Stadtautobahn, die wegen des Saar-Hochwassers gesperrt wurde. Foto: Oliver Dietze
Zwei Männer machen am in Saarbrücken ein Selfie auf der A620, der Stadtautobahn, die wegen des Saar-Hochwassers gesperrt wurde. Foto: Oliver Dietze
dpa
Der anhaltende Regen lässt den Rhein in Düsseldorf weiter steigen. Foto: Federico Gambarini
Der anhaltende Regen lässt den Rhein in Düsseldorf weiter steigen. Foto: Federico Gambarini
dpa
Felder im nordrhein-westfälischen Grietherort sind vom Rhein-Hochwasser in großen Teilen überflutet. Foto: Arnulf Stoffel
Felder im nordrhein-westfälischen Grietherort sind vom Rhein-Hochwasser in großen Teilen überflutet. Foto: Arnulf Stoffel
dpa
Die Bundesstrasse B416 bei Moselkern in Rheinland-Pfalz ist vom Moselhochwasser überflutet. Foto: Thomas Frey
Die Bundesstrasse B416 bei Moselkern in Rheinland-Pfalz ist vom Moselhochwasser überflutet. Foto: Thomas Frey
dpa
Kein Durchkommen: Die überflutete Bundesstrasse B416 bei Moselkern in Rheinland-Pfalz. Foto: Thomas Frey
Kein Durchkommen: Die überflutete Bundesstrasse B416 bei Moselkern in Rheinland-Pfalz. Foto: Thomas Frey
dpa
Dauerregen und Schmelzwasser haben den Rhein anschwellen lassen. Foto: Martin Gerten
Dauerregen und Schmelzwasser haben den Rhein anschwellen lassen. Foto: Martin Gerten
dpa
Hier geht es nicht weiter: Überfluteter Weg am Donauufer in Straubing. Foto: Armin Weigel
Hier geht es nicht weiter: Überfluteter Weg am Donauufer in Straubing. Foto: Armin Weigel
dpa
Ein Radlader versucht in Titisee-Neustadt im Schwarzwald, einen Abfluss für das Hochwasser zu schaffen. Foto: Patrick Seeger
Ein Radlader versucht in Titisee-Neustadt im Schwarzwald, einen Abfluss für das Hochwasser zu schaffen. Foto: Patrick Seeger
dpa
Geröllmassen liegen in Menzenschwand im Schwarzwald auf der Strasse. Foto: Patrick Seeger
Geröllmassen liegen in Menzenschwand im Schwarzwald auf der Strasse. Foto: Patrick Seeger
dpa
In St. Blasien im Schwarzwald sind Häuser durch Erdrutsche bedroht. Foto: Patrick Seeger
In St. Blasien im Schwarzwald sind Häuser durch Erdrutsche bedroht. Foto: Patrick Seeger
dpa
Die Saar steht in Saarbrücken so hoch, dass sie fast die Stadtautobahn überflutet. Foto: Oliver Dietze
Die Saar steht in Saarbrücken so hoch, dass sie fast die Stadtautobahn überflutet. Foto: Oliver Dietze
dpa
Amphibien-Traktor: Mit schwerem Gerät lässt sich die überflutete Kreisstraße zwischen Unlingen und Daugendorf (Baden-Württemberg) trocken überqueren. Foto: Thomas Warnack
Amphibien-Traktor: Mit schwerem Gerät lässt sich die überflutete Kreisstraße zwischen Unlingen und Daugendorf (Baden-Württemberg) trocken überqueren. Foto: Thomas Warnack
dpa
Sandsäcke sichern in Passau eine Tür vor dem Hochwasser der Donau. Foto: Armin Weigel
Sandsäcke sichern in Passau eine Tür vor dem Hochwasser der Donau. Foto: Armin Weigel
dpa
Das war eine Straße: Nach einem nächtlichen Hochwasser ist in Menzenschwand (Baden-Württemberg) davon aber nicht mehr viel zu sehen. Foto: Steffen Schmidt
Das war eine Straße: Nach einem nächtlichen Hochwasser ist in Menzenschwand (Baden-Württemberg) davon aber nicht mehr viel zu sehen. Foto: Steffen Schmidt
dpa