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Schriftsteller Lukas Rietzschel „AfD wählen ist legitimes Bürgerrecht“

Der sächsische Schriftsteller Lukas Rietzschel spricht im Interview über Ostdeutschland.

30.07.2024, 16:45
Lukas Rietzschel im Jahr 2024 als Gast in der Sendung „Markus Lanz“ im ZDF.
Lukas Rietzschel im Jahr 2024 als Gast in der Sendung „Markus Lanz“ im ZDF. Foto: imago

Der sächsische Schriftsteller Lukas Rietzschel hat in einem interview einen differenzierten Umgang mit Wählern der AfD angemahnt. „Die AfD zu wählen, ist legitimes Bürgerrecht in einer Demokratie. Manchmal wird man schon falsch verstanden, wenn man darauf besteht. Aber das ist die absolute Grundlage. Wir kümmern uns oft nur um die Fragen: Was ist mit diesen Leuten los, die die AfD wählen? Wie kommen die auf die Idee, das zu tun? Solche soziologischen, fast schon psychologisierenden Erklärungsansätze grenzen für mich an Entmündigung“, sagte Rietzschel, der seit 2017 Mitglied der SPD ist, der „Berliner Zeitung“.

Es handele sich bei der AfD um eine Partei, die kleingeistig sei und „keinerlei Ideen für die Zukunft hat und alles nur so lassen will, wie es ist, eher noch dahin zurückzuschrauben verspricht, wie es niemals war“. Aber das „ist der Kernausdruck der AfD: Wir verändern nichts, wir passen auf, dass euch niemand was wegnimmt. Aber hier liegt der Ausdruck einer legitimen Wahlentscheidung. Damit müssen wir uns inhaltlich beschäftigen“, so der Autor weiter, der mit den Romanen „Mit der Faust in die Welt schlagen“ (2018) und „Raumfahrer“ (2021) einem breiteren Publikum in Deutschland bekannt wurde.

Rietzschel, der in Görlitz lebt, hatte sich noch im September 2023 für ein Verbot der AfD ausgesprochen, was er heute so nicht mehr formulieren würde, wie er im Interview einräumte. Allerdings müsse die AfD sanktioniert werden, wenn sie sich nicht an die demokratischen Regeln halte.

„Das ist eine der großen Märchenerzählungen unserer Zeit, dass unsere Demokratie kurz vor dem Abgrund steht, nur weil Menschen anders wählen, als uns das gefällt“, meinte er und ergänzte: „Ich habe den Eindruck, dass sie umso drastischer in ihrer Untergangstendenz werden, je erfolgloser die sozialliberale Politik der letzten Jahre und Jahrzehnte agiert.“ (UK)