Gekaufter Journalismus? Bericht: USA finanzieren Recherchegruppe
Auf das Enthüllungsnetzwerk OCCRP, das die „Panama Papers“ aufdeckte, fällt ein Schatten. Der NDR steigt erst einmal aus.
Journalisten des internationalen Recherchenetzwerks „Organized Crime and Reporting Project“ (OCCRP) waren in den zurückliegenden Jahren an großen Enthüllungen beteiligt. Dazu zählen auch die legendären „Panama Papers“. Immer mit dabei: Korruption und organisiertes Verbrechen mit Verbindungen bis in höchste politische Kreise. Doch nun wird das OCCRP selbst zum Mittelpunkt einer Affäre, die die Glaubwürdigkeit der Organisation erschüttert, wie mehrere Medien, darunter der NDR, berichten.
Der Vorwurf ist schwerwiegend: OCCRP werde überwiegend durch Gelder von US-Behörden finanziert. Die Organisation soll seit ihrer Gründung im Jahr 2008 mindestens 47 Millionen US-Dollar an US-Steuermittel erhalten haben, wie „Mediapart“ (Frankreich), „Drop Site News“ (USA), „Il Fatto Quotidiano“ (Italien) und „Reporters United“ (Griechenland) herausfanden. Zwischen 2014 und 2023 seien über 50 % aller Ausgaben des OCCRP von den USA übernommen worden.
Bei solchen Zahlungen, noch dazu in dieser Höhe, dürfte die Unabhängigkeit von OCCRP infrage stehen, auch wenn es bis jetzt keine Belege „für eine direkte Einflussnahme“ gäbe, so der NDR.
Dann stellt sich allerdings die Frage, warum die Führung von OCCRP die eigene Finanzierung gegenüber den Öffentlichkeit verschleiert habe, was zudem journalistischen Grundsätzen widerspricht.
Die US-Steuergelder waren offenbar auch an Bedingungen geknüpft. So sei OCCRP aufgrund der Förderrichtlinien eingeschränkt gewesen, über Themen und Personen mit US-Bezug zu recherchieren und zu berichten. Bei der Besetzung redaktioneller Leitungsposten sollen US-Behörden ein Vetorecht gehabt haben.
Klar sei auch, dass ein nicht unwesentlicher Teil der Zahlungen für „ konkrete Projekte in Ländern wie Russland, Malta, Zypern oder Venezuela bestimmt“ war, so dass NDR-Medienmagazin „Zapp“.
Bereits im Jahr 2016 sollen die Enthüller von WikiLeaks, die durch ihren Kopf Julian Assange weltbekannt wurden, darauf hingewiesen haben, dass OCCRP bei den „Panama Papers“ vor allem Russland im Visier gehabt habe.
Auch wenn OCCRP – trotz des US-Sponsorings – betont, journalistisch unabhängig gewesen zu sein, hat der NDR nach eigenen Angaben die Zusammenarbeite auf Eis gelegt. (UK)