Schulkrise in Deutschland Bildungsniveau sinkt dramatisch
Das Bildungsniveau in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren dramatisch verschlechtert.
Das Bildungsniveau in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren dramatisch verschlechtert. Vor allem in den Bereichen Schulqualität, Integration und Bildungsarmut gibt es negative Entwicklungen. Das ist das Ergebnis der Langzeitanalyse im Rahmen des Bildungsmonitors der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), deren Ergebnisse gestern vorgestellt wurden.
Kommentar zur Bildungskrise in Deutschland: Desaster mit Ansage
Im aktuellen Ländervergleich schneiden erneut Sachsen, Bayern und Thüringen am besten ab. Allerdings ist auch in Sachsen und Thüringen das Niveau in den letzten zehn Jahren gesunken, in Bayern nur minimal gestiegen. Besonders große Herausforderungen haben die drei Schlusslichter Brandenburg, Berlin und Bremen. Baden-Württemberg, aktuell auf Platz 5 im Ländervergleich, hat gegenüber 2013 am deutlichsten verloren.
Sachsen-Anhalt verbesserte sich deutlich von Platz 15 auf Platz 11. Stärken des Landes seien hohe Kompetenzen in Mathematik an den Grundschulen sowie Ganztagsangebote in Kindergärten und Grundschulen. Auch würden vergleichsweise wenig Kinder an Grundschulen nicht die Mindeststandards erreichen.
Probleme bei Schülern mit Migrationshintergrund
Als problematisch sehen die Studienautoren für Sachsen-Anhalt an, dass der Anteil älterer Lehrkräfte sehr hoch sei und dass der Anteil vorzeitig aufgelöster Ausbildungsverträge hoch ausfällt. In Kindergärten kämen rechnerisch viele Kinder auf eine Betreuungsperson. Der MINT-Anteil an den Hochschulabsolventen sei relativ niedrig. Informatik werde an Berufsschulen und Hochschulen zu wenig unterrichtet.
„Die Kitas und Schulen haben noch keine gute Antwort darauf gefunden, dass die Schülerschaft in den vergangenen Jahren deutlich heterogener wurde, ein steigender Anteil zu Hause nicht Deutsch spricht oder nur wenige Bücher im Haushalt besitzt“, so IW-Studienautor Axel Plünnecke. Die Folge sei, dass die Ergebnisse von Kindern aus Haushalten mit Migrationshintergrund oder von bildungsfernen Haushalten besonders stark gesunken seien. „ Es fehlt an Qualität beim Ganztag und an gezielter Förderung“, ergänzt Plünnecke. Internationale Vergleiche würden zeigen, dass es anderen Ländern besser als Deutschland gelinge, den Bildungserfolg von der familiären Herkunft zu entkoppeln.
Mehr Zulagen für Lehrer gefordert
Die Forscher des IW Köln verlangen einen Ausbau der frühkindlichen Bildung, mehr Schulautonomie, jährliche Vergleichsarbeiten in allen Klassenstufen, gezielte Förderung und bessere Verwaltungsstrukturen.Das Angebot an Lehrkräften müsse durch zielorientierte Zulagen gesichert werden.
Deutschland verliere in vielen Bereichen den Anschluss an die Weltspitze, seit einigen Jahren auch in der Bildungspolitik, so INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben: „Bildung ist der Schlüssel, um Deutschland aus der Abwärtsspirale zu holen. Wann handeln Bund und Länder endlich?“
Alsleben sieht es sehr kritisch, dass immer mehr Kinder in der Grundschule nicht ausreichend Deutsch sprechen: „Die Herausforderungen durch massive Zuwanderung haben leider auch viele Schulen überfordert. Die Länder müssen umsteuern und viel mehr in frühkindliche Bildung investieren. Wir brauchen eine Vorschulpflicht für alle, die nicht oder schlecht Deutsch sprechen.“
Arbeitgeber: Nichts geht heute mehr ohne IT-Experten
Schulen mit hohem Anteil von Schülern mit Sprachdefiziten müssten viel besser ausgestattet und die betroffenen Lehrkräfte mehr unterstützt werden, so die Forderung der INSM.
„Ich bin von der Diagnose des Bildungsmonitors 2023 nicht überrascht“, sagte Marco Langhof, Arbeitgeberpräsident Sachsen-Anhalts, gestern in einer Pressemitteilung, „denn die Altersstruktur der Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt ist ein Klassiker. Seit Jahren ist der Umstand bekannt. Seit Jahren appellieren wir an die Politik. Seit Jahren ändert sich wenig.“ Langhof ergänzte: „Die Ausbildungsquoten in Informatik müssen sich ebenfalls ändern ... Nichts geht heute mehr ohne IT-Experten.“