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„Alternative für Deutschland“ startet in Halle in heiße Wahlkampfphase Bundestagswahlkampf: AfD jubelt Elon Musk zu

Tech-Milliardär und Trump-Berater will deutsches Gedenken an „vergangene Schuld“ beenden. Gegendemonstranten warnen in Halle vor den Zielen der Partei um Alice Weidel.

Von Jörg Ratzsch, Dominik Guggemos und Max Hunger (DPA/NBR/MZ) Aktualisiert: 26.01.2025, 18:03
Beim Wahlkampfauftakt der AfD in Halle jubeln deren Anhänger dem zugeschalteten Elon Musk zu.
Beim Wahlkampfauftakt der AfD in Halle jubeln deren Anhänger dem zugeschalteten Elon Musk zu. Foto: AFP

Halle. - Vier Wochen vor der Bundestagswahl hat sich Tech-Milliardär Elon Musk erneut auf großer Bühne in den deutschen Wahlkampf eingeschaltet und für die AfD geworben. Beim offiziellen Wahlkampfauftakt der Partei am Sonnabend in Halle wurde der Tesla-Chef und Berater des neuen US-Präsidenten Donald Trump zu Beginn der Rede von Parteichefin Alice Weidel live aus den USA zugeschaltet. Die AfD sei die beste Hoffnung für Deutschland, sagte er. „Kämpft für eine großartige Zukunft für Deutschland“, sagte Musk unter dem Jubel der nach Parteiangaben etwa 4.500 AfD-Anhänger in der Messe in Halle. Die Polizei sprach von 3.200 Anhängern der in weiten Teilen als gesichert rechtsextrem geltenden AfD. Der Unternehmer beklagte, es gebe „zu viel Fokus auf vergangener Schuld“, man müsse das hinter sich lassen. Kinder sollten nicht schuldig für die Sünden ihrer Urgroßeltern sein, sagte er.

Weidel wäre seiner Ansicht nach als Kanzlerin „sehr gut für Deutschland“. Die AfD habe seine volle Unterstützung und – so glaube er – auch die Unterstützung der Trump-Regierung. Weidel bedankte sich mit besten Wünschen für die US-Regierung unter Donald Trump und dessen Wahlspruch „Make America great again“. Sie fügte später ein „Make Germany great again“ hinzu.

Musk hatte vor Weihnachten mit der Aussage, nur die AfD könne Deutschland retten, und mit einem späteren Live-Gespräch mit Parteichefin und Kanzlerkandidatin Weidel viel Unruhe in den deutschen Wahlkampf gebracht. Kritiker werfen ihm vor, mit Hilfe seiner enormen Reichweite auf seiner Plattform X den Ausgang der Bundestagswahl beeinflussen zu wollen.

Demonstrationszug gegen die AfD-Wahlkampfveranstaltung.
Demonstrationszug gegen die AfD-Wahlkampfveranstaltung.
Foto: Max Hunger/MZ

9.100 Gegendemonstranten

Vor und während des AfD-Wahlkampfauftakts in der Messehalle warnten mit einem Protestzug vom Hauptbahnhof ins Gewerbegebiet am südlichen Stadtrand rund 9.100 Gegendemonstranten vor der Partei und ihrer Politik – es war eine der größten Demonstrationen in Halle. Der Autoverkehr kam rund um die Innenstadt zeitweise zum Erliegen.

Ihr Ziel, in Sicht- und Hörweite der AfD zu protestieren, erreichten die Demonstranten allerdings nur bedingt. Die Polizei als Versammlungsbehörde hatte ihnen Plätze auf den weitläufigen Wiesen neben und hinter der Messehalle zugewiesen – weit weg vom Eingang. Bereits am nahen S-Bahnhof wurden Gegendemonstranten und AfD-Anhänger per Leitsystem auf Distanz gehalten. Nur am mit Gittern abgesperrten Parkplatz, der für Teilnehmer der AfD-Veranstaltung reserviert war, bot sich die Möglichkeit zur direkten Konfrontation – und die fiel mit gegenseitigen Beschimpfungen zum Teil lautstark aus.

Weidel will mit CDU regieren

Währenddessen ergriff gleich nach der Zuschaltung Elon Musks AfD-Chefin Alice Weidel das Wort. Mit Abstand den meisten Applaus erhielt sie, wenn sie über Migration sprach – deutlich mehr als für ihre Ausführungen zur Wirtschaftspolitik: „Wir brauchen Remigration, um in Sicherheit leben zu können.“ Unkontrollierte Einwanderung habe genauso wie inkonsequente Abschiebepolitik tödliche Wirkung, sagte Weidel mit Blick auf die Attentate in Magdeburg und Aschaffenburg.

Keine Brandmauern mehr?

In Richtung Union sagte die AfD-Kanzlerkandidatin: „Liebe CDU, reißt die undemokratischen Brandmauern ein. Der Wähler will eine blau-schwarze Koalition in der Bundesrepublik Deutschland.“ Durch die Halle schallten immer wieder „Alice, Alice“- und „Alice für Deutschland“-Rufe. „Lasst uns die AfD stark machen, und lasst uns am besten die CDU überholen“, rief Weidel. Gezeigt wurde auch ein Wahlwerbespot, in dem sie den Amtseid des Bundeskanzlers sprich. Im Falle einer Regierungsübernahme will Weidel am Tag eins ihrer Kanzlerschaft „sämtliche Klimaschutzmaßnahmen kippen und streichen“. Den Ausbau erneuerbarer Energien will sie zudem „sofort stoppen“.

Auch Herbert Kickl, der wahrscheinliche nächste Bundeskanzler Österreichs, sagte in einer per Video übertragenen Grußbotschaft, die Brandmauer in Deutschland werde fallen. Und er rechne mit einem Wahlsieg der AfD, denn die „liebe Alice“ sei „allen deinen Gegenspielern haushoch überlegen“.