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Benzinpreise könnten bis auf 3 Euro pro Liter steigen Droht Spritpreis-Explosion?

Der ADAC warnt vor den Folgen der Reform des neuen Emissionshandels ETS 2, den die EU-Kommission beschlossen hat. Nach dem Bundestag stimmt auch Bundesrat dem Papier zu.

Von Uwe Kreißig 14.02.2025, 20:23
Spritpreise wie hier im März 2022 an der Raststätte  Sindelfinger Wald  könnten ab 2027 den Verbrauchern an allen Tankstellen drohen.
Spritpreise wie hier im März 2022 an der Raststätte Sindelfinger Wald könnten ab 2027 den Verbrauchern an allen Tankstellen drohen. Foto: IMAGO/ARNULF HETTRICH

BERLIN/MÜNCHEN - Der ADAC warnt vor einer starken Erhöhung der Spritpreise ab 2027. ADAC-Präsident Christian Reinicke sagte, es sei davon auszugehen, dass der CO2-Preis in den Jahren ab 2027 deutlicher steige als in diesem und im nächsten Jahr. „Ähnlich wie in diesem Jahr gehen wir für 2026 von einem Preisanstieg von maximal drei Cent bei Benzin und 3,1 Cent beim Diesel aus.“ Beginnend mit 2027 und in den Folgejahren rechne der ADAC dann noch einmal mit Steigerungen von bis zu 19 Cent pro Liter Benzin und Diesel.

Hintergrund ist das neue „Emissionshandelssystems ETS2“, das 2023 von der EU-Kommission unter Leitung von Ursula von der Leyen (CDU) geschaffen wurde. Aber 2027 soll die neue CO2-Steuer auch für Heizöl, Gas, Benzin und Diesel gelten. Hans Martin Esser von der Zeitschrift „Cicero“ berechnete, „dass der Preis pro Liter Kraftstoff von Silvester 2026 auf Neujahr 2027 voraussichtlich um 40 bis 45 Cent steigen wird. Gleiches gilt auch fürs Heizen.“

„Bürger nicht vorbereitet“

Der Präsident des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Achim Wambach, sagte der „Wirtschaftswoche“, dass er einen Preisanstieg pro Tonne CO2 auf 200 Euro erwarte. Dies habe einen Anstieg von Benzin und Diesel um je 60 Cent pro Liter zur Folge. Damit könnten Preise von bis zu 2,25 Euro für einen Liter Benzin E10 möglich werden. Diesel würde sich auf 2,29 Euro je Liter verteuern, weil hier der CO2-Ausstoß pro Liter höher ist. Die meisten Bürger seien auf solche Preise nicht vorbereitet.

Hintergrund ist eine Reform des Emissionshandels. Der Bundesrat stimmte gestern den bereits vom Bundestag beschlossenen Gesetzesänderungen zu, mit denen die vorgeschriebenen Anpassungen an EU-Recht umgesetzt werden.

Der Berliner Klima-Thinktank MCC errechnete, dass bei steigender Nachfrage nach Diesel und Benzin sowie Erdgas und Heizöl nach 2027 sogar noch deutlich mehr als 200 Euro pro Tonne CO2 fällig werden könnten, so „Autobild“ weiter. Damit würden sich Sprit- und Heizungskosten noch stärker verteuern. Ein Liter Superbenzin würde ab 2025 allein wegen des Kohlenstoffgehalts dann rund drei Euro kosten.

Elektroautos seien laut „Autobild“ von ETS 2 befreit, obwohl ein variabler Teil des Stroms in Europa noch längere Zeit aus fossilen Quellen erzeugt werden dürfte.

„Historischer Durchbruch“

Das Bundeswirtschaftsministerium hatte im November 2022 die Ausweitung des CO2-Emissionshandels als einen „historischen Durchbruch für den Klimaschutz benannt. Minister Robert Habeck (Grüne) erklärte, damit gehe die EU voran und beweise „Entschlossenheit – allen Krisen zum Trotz“. Die europäische Klimapolitik setze „Maßstäbe für die Umsetzung von Klimapolitik weltweit“.

CDU-Politiker Peter Liese – der für die Reform zuständige Berichterstatter für das EU-Parlament – hatte seinerzeit die Einigung in einer Mitteilung als „das größte Klimaschutzgesetz aller Zeiten“ und als einen „riesigen Beitrag für den Klimaschutz zu minimalen Preisen“ bezeichnet.

Das Klimageld kam nicht

Die neue Bundesregierung müsse sehr schnell Entlastungsmaßnahmen beschließen, wenn sie die Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen erhalten wolle, so ADAC-Präsident Reinicke weiter.

Über ein Klimageld müssten Teile der Einnahmen aus dem CO2-Preis rückerstattet werden, insbesondere an Verbraucher mit niedrigem Einkommen. Für Pendler, die besonders belastet werden, solle die Pendlerpauschale dauerhaft erhöht werden. Ein Klimageld ist seit langem in der politischen Debatte. Die Ampel hatte das Klimageld angekündigt, aber letztlich nicht umgesetzt, weil das Geld anderweitig verbraucht wurde.

Aus den Einnahmen des „Zweiten Kohlenstoffmarkts“ (ETS 2) solle laut EU ein Klima-Sozialfonds zugunsten von Haushalten und Unternehmen finanziert werden, die besonders von hohen Energiepreisen betroffen sind. Wer in diesen Kreis von Unternehmen und Haushalten einbezogen werden könnte, ist unklar. (mit dpa)