Günter Jauch Jauch beklagt politische Einflussnahme beim ZDF
TV-Moderator: Ex-Ministerpräsident Beck erzwang drei TV-Auftritte
Ein Interview von Günther Jauch mit einem kleinen Regionalfernsehsender schlägt weiterhin hohe Wellen, auch in sozialen Medien. Der Star-Moderator hatte zuvor dem ZDF vorgeworfen, sich von Politikern beeinflussen zu lassen. Dies berichten die Portale „t-online.de“ und „news-trier.de“.
Jauch erzählte im Interview mit dem „Offenen Kanal Bitburg“, dass er ursprünglich seine Fernsehkarriere auf den öffentlich-rechtlichen Sendern fortsetzen wollte. Die Zusammenarbeit scheiterte aber nach wenigen Jahren an politischer Einflussnahme im ZDF.
Beim ZDF-Jahresrückblick „Menschen“ sei Jauch die ungewöhnliche Zusammensetzung des Publikums in der Rheingoldhalle Mainz aufgefallen. Er habe scharf kritisiert, dass die ersten zehn Zuschauerreihen mit Rundfunkräten, deren Ehepartnern, Begünstigten von Freikarten, gelangweilten Redakteuren, Hierarchen und anderen Personen besetzt gewesen seien. Diese gestellte Situation habe er als äußerst beunruhigend und unpassend für eine öffentlich-rechtliche Sendung empfunden.
Es habe zudem Unstimmigkeiten hinter den Kulissen gegeben, die auf eine politische Einflussnahme hindeuten. So soll der damalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) mit der geringeren Sichtbarkeit seiner Person während der dreistündigen Sendung unzufrieden gewesen sein. Er soll wohl seltener im Bild gezeigt worden sein als der damalige Oppositionsführer Johannes Gerster von der CDU. Jauch erzählte, dass diese Probleme hinter den Kulissen zu ernsthaften Schwierigkeiten geführt hätten, die sich auch auf das Programm des ZDF ausgewirkt hätten.
Jauch berichtete von einem Deal, der Beck Themen für die Nachrichtensendung „Heute“ aussuchen ließ. „Tatsächlich fand ein Deal statt danach zwischen dem Intendanten des ZDF und Kurt Beck, dass er sich drei Themen für die ,Heute-Sendung’ aussuchen durfte, um da wieder entsprechend einen Ausgleich zu bekommen“, so Jauch. Für ihn sei diese Entscheidung „unfassbar“ gewesen. Er habe dann die Moderation im Folgejahr abgelehnt.
Später war er im Gespräch als zweiter Moderator des „ZDF Heute Journals“. Für ihn wäre diese Aufgabe „das Größte“ gewesen.
Jauch zufolge fand sogar ein Vorstellungsgespräch für diese Position statt. Doch nach seinen Angaben hatte die CSU Bedenken gegen seine Einstellung: Er galt offenbar als unsicherer Kantonist, was letztlich auch bedeuten kann, dass Moderatoren des „Heute Journals“ einen inhaltlichen Einfluss auf die Sendung haben. Jauch zufolge erhielt schließlich eine Absage. Die Stelle wurde an den Journalisten Sigmund Gottlieb vergeben, der als stark CSU-nah galt.
„Ich muss lauthals lachen, dass er mit diesem alten Hut an die Öffentlichkeit geht“, reagierte Gottlieb gestern auf „Bild online: „Mensch, Günther, du bist der Mann fürs Leichte, hast zig Millionen mit Unterhaltung verdient – das ist doch wunderbar“, womit er Jauchs Version indirekt bestätigte.
Unklar bleibt, warum das Jauch-Interview auf dem Youtube-Kanal vom „Offenen Kanal Bitburg“ gelöscht wurde. (uk)